29.05.2025 SØBy, Insel ÆRØ, Dänemark

Dieses Jahr wollen wir uns die Reiseetappen vom Wind vorgeben lassen. Für heute hat er das 38 Seemeilen entfernte SØBY vorgegeben. Dort waren wir bereits zuvor, aber gesehen haben wir noch lange nicht alles. In der Eider hatten wir gegenüber Jilke und Sven das Versprechen abgegeben ihren Rasen zu mähen falls wir dort vorbei kommen. Die Beiden haben wir gemeinsam mit Dirk, dem Schleusenwärter vom Eidersperrwerk, kennengelernt als wir bei ihrem Verein festmachten. Sie haben auf ÆRO geheiratet und sich dort einen alten Resthof gekauft. Beruflich sind sie jedoch so eingebunden, dass sie es zeitlich selten schaffen vor Ort zu sein. Also ein Grund mehr ÆRO anzulaufen. Die Überfahrt ist recht unspektakulär. Leider schläft der Wind zeitweise ein, so dass wir den Motor zur Unterstützung mitlaufen lassen. Dieser Bereich der Ostsee wird Dänische Südsee genannt. Ein wunderschönes Revier, einfach zu navigieren und gut geschützt. Aufgrund dieser Umstände ist es in den Sommermonaten leider völlig überfüllt. Wir sind noch am Anfang der Saison und wollen dieses Revier hinter uns lassen bevor es hier richtig losgeht. Eine vor uns segelnde Yacht ist anfangs etwas langsamer als wir. Es handelt sich um eine größere GFK Yacht mit teuren Laminat Segeln, aber auch die braucht Wind zum Segeln. Sie haben also auch die Maschine mitlaufen. Je näher wir dem Hafen kommen, so schneller werden sie. Vermutlich haben sie Angst von uns den letzten Liegeplatz vor der Nase weggeschnappt zu bekommen. Willkommen in der Ostsee! Hier ist es wieder, dieses leider weit verbreitete egoistische und von Angst getriebene Verhalten innerhalb der hiesigen Seglercommunity. Es würde uns niemals einfallen vor der Hafenzufahrt zu überholen, um daraus einen Vorteil bei der Auswahl des Liegeplatzes zu haben. Irgendwo kann man immer festmachen und wir bekommen unser Boot auch in die hinterste Ecke manövriert. Den Spaß lassen wir uns aber nicht nehmen und erhöhen ebenfalls die Geschwindigkeit. Wir sind gut motorisiert und gespannt wie schnell die anderen noch werden. Tatsächlich legen sie den Hebel auf den Tisch und rauschen mit 7,5 Knoten auf den Hafen zu. Wir schaffen es sogar auf 8 Knoten und schließen weiter auf. Bevor sie sich verleiten lassen mit Volldampf in den Hafen zu fahren nehmen wir Gas weg und holen die Segel ein. Kurze Zeit später machen wir längsseits an einer niederländischen Motoryacht fest. Im Hafen sind noch ausreichend Liegeplätze vorhanden. Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Rasenmähen. Der Hof liegt in etwa vier Kilometern Entfernung und ist einfach per Bus zu erreichen. Busfahren ist auf der Insel kostenlos und für Hans eine gute Gewöhnung an öffentliche Verkehrsmittel. Kurze Zeit später sind wir vor Ort und begeistert von der schönen Lage und dem großen Grundstück. Nach etwa zwei Stunden ist der Rasen mit dem Aufsitzmäher gemäht und wir machen uns auf den Rückweg. Diesmal zu Fuß, denn Bordhund Hans braucht Bewegung. Nach etwa zwei Kilometern kommen wir an einem Schild vorbei, das zur Weinprobe einlädt. Hier lernen wir die Winzer kennen. Silvia und Guido aus Hamburg waren Filmemacher, er Regisseur und sie Produzentin. Während der Pandemie sind sie nach Dänemark ausgewandert und haben dieses Projekt auf die Beine gestellt. Sie führen uns über ihr Anwesen mit den Weinbergen und scheinbar unendlichen Weiten. Die Weinprobe wird zur Nebensache, zu spannend sind die Geschichten die sie erzählen. So haben sie zum Beispiel vier Frauen begleitet, die als erstes Frauenteam über den Atlantik gerudert sind. Der von ihnen produzierte Film „Die Wellenbrecherinnen“ ist bei Amazon Video erhältlich. Ein großartiger Film! Mit vier Flaschen Wein, einem Buch über deren Auswandergeschichte (Statt Land Insel, ISBN 978-3-95728-703-8) und vielen tollen Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg. Wir lassen den Tag als Filmeabend bei einem guten Glas Wein ausklingen und freuen uns über eine weitere tolle Zufallsbekanntschaft. Wir empfinden es immer wieder bereichernd interessante Menschen und ihre Geschichten zu hören. Das ist eigentlich genau das was das Reisen ausmacht. Immer wieder ein Lichtblick in unserer Gesellschaft, die gefühlt von gefrusteten Alltagswahnsinnigen und politisch Verwirrten dominiert wird.









24. -29.05.2025 LABOE

Ein bisschen Schickimikki für 29,-€ am Tag. Die Baltic Bay Marina ist gut ausgestattet und schön gelegen. Genau der richtige Ort zum Abwettern während der Boat Office Tage. Ein weiterer Pluspunkt ist die unmittelbare Lage an der Kieler Förde, ein gut geschütztes Seegebiet auf dem bei nahezu jedem Wetter gesegelt werden kann. Hier wollen wir Hans weiter ans Segeln gewöhnen. Geradeaus segeln bei leichtem Wellengang kennt er schon, jetzt wollen wir mit gemeinsamen Manövertraining weitermachen. Auf wechselnden Kursen zum Wind kommt ordentlich Bewegung in die Crew. Bei Halsen und Wenden müssen die Segel auf die andere Seite gebracht werden. Dazu müssen Schoten über die Winschen dicht geholt und/ oder gefiert werden. Der Baum des Großsegels schwingt dabei über die Köpfe hinweg zur anderen Bugseite. Eine Menge Abläufe also, die Platz brauchen und auch Verletzungspotential mit sich bringen. All das muss auf unser neues Crewmitglied abgestimmt werden, denn Hans sitzt mittlerweile lieber bei uns im Cockpit als alleine unter Deck. Nach dem Training stellen wir fest, dass wir diese Manöver spannender fanden als Hans. Er hat sich das ganze Treiben eine Zeitlang angeschaut und sich dann zum Schlafen auf die Bank im Cockpit gelegt. Die Tage vergehen wie im Fluge. Tochter Svenja und ihr Freund Daniel kommen uns besuchen und wollen sich zwei schöne Tage in Laboe machen. Das bringt auch den Vorteil mit sich, dass wir mit dem Auto zum Bootsausrüster fahren können. Die Beiden haben sich das sicherlich anders vorgestellt, jetzt müssen sie aber erstmal die Alten durch die Gegend kutschieren. Sicherheit geht vor! Unsere Rettungsschlinge hat sich durch Salz und UV Strahlung aufgelöst und muss ausgetauscht werden. Falls einer von uns über Bord gehen sollte, wäre es unverzeihbar kein geeignetes Rettungsmittel zur Verfügung zu haben. Auch Hans braucht eine vernünftige Rettungsweste. Er ist an Bord zwar angeleint, wenn wir das Boot aber verlassen müssen, um in die Rettungsinsel o.ä. umzusteigen, wollen wir nicht erst anfangen ihn anzuziehen. Die gemeinsame Zeit vergeht wieder viel zu schnell und so kommt nach ein paar schönen Stunden schon wieder der Abschied. Nach einem gemeinsamen Spaziergang legen wir um 10Uhr ab und setzen uns Kurs auf die Insel AERO in Dänemark.







19. – 24.05.2025 Eider bis Gieselau Schleuse, Nord- Ostsee Kanal bis Laboe

Der letzte Abend an der Feuerschale wirkte noch etwas nach und wir kamen erst gegen Mittag los. Es sollte ohnehin nur bis Gieselau-Schleuse gehen, welche die Eider mit dem Nord- Ostseekanal verbindet. Dieser idyllische Ort liegt günstig, um den Kanal in zwei Etappen zu durchfahren. Auch hier zeigte sich einmal wieder, wie schön klein unsere norddeutsche Welt ist. Im Vorbeifahren erkannte Tauchbuddy Andy Peters unser knallrotes Segelboot und kam mit seiner Frau zum kurzen Klönschnack an Bord. Als wir nach der Schleusung auf der NOK Seite ankamen hatten wir noch die freie Wahl des Liegeplatzes. Kurze Zeit später füllte sich der Bereich schnell mit anderen Yachten, die hier ebenfalls die Nacht verbringen wollten. Ein weiterer Grund für diesen Zwischenstopp war die schlechte Abdeckung des Mobilfunknetzes. Simone ist auf eine stabile Internetverbindung angewiesen, um ihrer Arbeit im Boat Office nachgehen zu können. Unsere diesjährige Reise soll in kurzen Schlägen entlang der deutschen Küste gehen und aus Erfahrung wissen wir, dass die Netzabdeckung dort nicht besonders gut ist. Zur Problemlösung haben wir uns Starlink angeschafft. Dieses System funktioniert mit hoher Geschwindigkeit nahezu weltweit, viele Langfahrtsegler schwören darauf. Auch wir werden nicht enttäuscht als wir es inmitten norddeutscher Abgelegenheit in Betrieb nehmen. Die Downloadgeschwindigkeit von 180 mbits/s ist deutlich schneller als zuhause in Cuxhaven. Am nächsten Morgen geht’s bei Sonnenschein weiter bis zur Schleuse in Kiel-Holtenau. Nahezu unverzögert können wir gemeinsam mit ein paar bereits wartenden Yachten in die Schleuse einfahren. Es ist immer wieder erstaunlich welches Verhalten die Freigabe bei manch einem Skipper auslöst. Als sei dieses Lichtzeichen ein Startsignal, beginnt ein Beschleunigungsrennen der Sportboote. Jeder will sich den besten Platz in der Schleusenkammer sichern, selbst innerhalb der Schleuse wird noch überholt. Auf die Profis der Berufsschifffahrt müssen diese Bilder befremdlich wirken. Rundum mit Fendern behangene Segelboote fahren deutlich zu schnell in die Schleuse ein. Dickbäuchige Herren gesetzteren Alters haben am Steuer das Gesicht zur Faust geballt, während Mutti sich mit Leine in der Hand zum kühnen Sprung auf den Anleger vorbereitet. Wir lassen sie alle machen, denn bei solch einer Aktion haben wir schon Lehrgeld bezahlt. Auch jetzt liegen bereits zwei große Berufsschiffe in der Schleuse. Oft haben diese noch eingekuppelt und das Schraubenwasser erzeugt eine enorme Strömung in deren Heckbereich. Ein paar Tage später kommt es dadurch zu einem Unfall mit Verletzten und Mastbruch. Heute geht erstaunlicherweise alles gut, zumindest muss diese Schleusung wieder einiges an Unterhaltungswert für den Schleusenwärter gebracht haben. Nach dem Verlassen der Schleuse können wir noch ein Stück segeln und laufen pünktlich zum Anlegebier in die Baltic Bay Marina Laboe ein.







18.05.2025 Tönning bis Hohner Fähre

Gegen Mittag schwamm Germane bei einer Wassertiefe von 1,30m wieder auf. Von jetzt an verblieben uns noch etwa 3 Stunden mit auflaufendem Wasser. Rechnerisch also genug Zeit um die 11 Meilen bis zur Schleuse in die Binneneider zu schaffen. Die einzig Unbekannte dabei sind die Öffnungen der drei zwischenliegenden Brücken. Die erste Klappbrücke bei Tönning informieren noch vor Ablegen aus dem Hafen. Der Brückenwärter sagt, dass er die Brücke öffnet sobald wir in Sicht kommen, um verzugslos durchfahren zu können. Alles klappt wie abgesprochen, nur die Lichtsignale bleiben auf Rot stehen. Während uns die Strömung auf die Brücke zuschiebt hoffen wir auf grünes Licht, welches aber aus irgendwelchen Gründen nicht geschaltet wird. Wir müssen zwischen den Leitwehren aufstoppen und gegen die Strömung volle Kraft zurück geben. Germane läuft aufgrund seiner Bauart nicht kursstabil rückwärts. Mit viel Mühe, Glück und Einsatz des Bugstrahlruders können wir Germane drehen, um vor der Brücke noch einen Kreis zu fahren. Erst jetzt werden die Lichtsignale auf Gün geschaltet und die Durchfahrt freigegeben. Woran die Freigabe gehapert hat werden wir wohl nie erfahren, einfach durchzufahren wäre aber das letzte Mittel zur Wahl gewesen. Es gibt Vorfälle von abgebrochen Masten an sich schließenden Brücken, hier wollen wir uns nicht einreihen. Der weitere Fahrwasserverlauf der Tideneider ist landschaftlich schön und navigatorisch aufregend. Mit sieben Knoten schlängeln wir uns dem dürftig markierten Fahrwasser entlang und haben den Tiefenmesser stets im Auge. Die Wassertiefe variiert zwischen zwei und vier Metern, was eigentlich ausreichend ist. Im Hinterkopf fährt aber die Gewissheit mit, dass die verbleibenden 70cm Wassertiefe bei einer Untiefe schnell weg sind. Etwa 30 Minuten vorher informieren wir die Eisenbahnbrücke Friedrichstadt über unsere berechnete Ankunftszeit. Die nette Brückenwärterin sagt, dass sie frühestens in 50Minuten öffnen kann weil noch ein Zug mit Verspätung erwartet wird 🙂 Wir reduzieren unsere Geschwindigkeit und können fast verzugslos bei Ankunft durchfahren. Auch die Öffnung der nächsten Straßenbrücke klappt nach vorheriger Absprache verzugslos. Es ist immer wieder beeindruckend wenn sich diese riesigen Bauwerke öffnen. Besonders freut uns dabei, dass sie das kostenlos machen. Als wir gegen 18 Uhr mit der Schleuse Nordfeld die Tideneider verlassen sind wir erstmal froh das Gezeitenrevier hinter uns gelassen zu haben. Ab jetzt haben wir recht gleichbleibende Wasserstände und kaum Strömung. Unsere künftige Routenplanung wird uns also nicht mehr mitten in der Nacht starten lassen, selbst die Gassi-Runden für Hans sind ab jetzt Tiden unabhängig.
Simone kann mit weiblichem Charme den Brückenwärter in Pahlhude überreden noch 15 Minuten nach seiner Bereitschaftszeit auf uns zu warten. Nachdem wir diese passiert haben liegt nur noch die Gieselau- Schleuse zwischen uns und dem Nord- Ostseekanal. Wir genießen die Fahrt durch die schöne Natur entlang der Eider. Überall gibt es was zu sehen. Greifvögel ziehen ihre Kreise, hier und dort steht eine Kuhherde am Wasser und an idyllischen Plätzen haben Angler ihr Zelt aufgeschlagen. Eine durchweg friedliche Atmosphäre in toller Landschaft. Als es langsam auf den Sonnenuntergang zugeht machen wir uns Sorgen um einen Liegeplatz für die Nacht. Bislang haben wir noch keine geeignete Stelle finden können, alle Liegeplätze waren entweder belegt oder zu klein. Als wir in den Bereich der Hohner Fähre kommen, ist bei dem dortigen Wassersportclub eine Party im vollen Gange. Als wir herüberrufen und nach einem Liegeplatz für die Nacht fragen, werden wir freundlich herüber gewunken. Wir dürfen am Clubheim längsseits festmachen und werden zum Anlegebier eingeladen. Hier treffen wir auch den netten Schleusenwärter vom Eidersperrwerk, mit dem wir für unsere Routenplanung telefoniert hatten. Es folgt ein bunter Abend zwischen Feuerschale, Grill und Germanes Cockpit. Solche Momente sind unbezahlbar und machen das Reisen aus. Wir machen nette neue Bekanntschaften und werden vielleicht noch unsere Route anpassen, um auf AERO Rasen zu mähen.








17.05.2025 Tönning

Die Windrichtung sprach für einen südlichen Kurs, somit entfiel die Option für Schickimicki auf SYLT. Weil es sich falsch anfühlt während einer Reise am Ausgangshafen vorbei zu segeln haben wir uns entschieden durch die Eider in den Nord- Ostsee Kanal zu fahren. Dies ist navigatorisch anspruchsvoller, da wir zur passenden Zeit am passenden Ort sein müssen. Auf der vor uns liegenden Strecke ist nur mit dem richtigen Timing sichergestellt, dass immer ausreichend Wasser unterm Kiel ist. Weiterhin sind ein Sperrwerk, mehrere Brücken und Schleusen zu durchfahren. Eine gewissenhafte Routenplanung ist Voraussetzung, um die Strecke ohne böse Überraschungen zu meistern. Wer will schon im Tidengewässer vor einer Brücke liegen die nicht öffnet, weil gerade Betriebsferien sind oder irgendein technischer Defekt vorliegt. Das dieses Verständnis zur Routenplanung nicht allzu weit verbreitet ist wird an der Reaktion des Schleusenwärters im Eidersperrwerk deutlich. Das wäre doch mal was Besonderes, dass sich jemand im Voraus meldet und seine Route plant. Zu oft gäbe es Wassersportler die sich unvorbereitet auf die Reise begeben und von zuvor veröffentlichen Änderungen überrascht werden. Er gibt uns noch einige wertvolle Tipps, u.a. wo wir nautische Bekanntmachungen für den gewählten Streckenabschnitt online abrufen können. In dem sehr netten und informativen Gespräch stellt sich heraus, dass er selber Wassersportler ist und sich am Wochenende auch mit seiner Motoryacht auf der Eider befinden wird.
Aufgrund unserer Berechnungen müssen wir morgens um 06:30 auslaufen, um bei ablaufenden Wasser die Strömung mit zu haben. In Tönning kommen wir aber erst zwei Stunden vor Hochwasser in den Hafen, weil sonst die Wassertiefe nicht ausreichend ist. Ähnlich wie im Rütergat bei Amrum gilt es sich bei der Ansteuerung auf das Eidersperrwerk zwingend an den Fahrwasserverlauf zu halten. Dieses ca. 15 Seemeilen lange Fahrwasser beginnt auf See bei der Ansteuertonne EIDER, südlich von St. Peter-Ording. Der Seekarte entnehmen wir, dass die Zufahrt recht flach ist, was bei der vorhergesagten Windstärke 5 eine unangenehme Welle erwarten lässt. Die seitlichen Wellen machen das Segeln unangenehm bis wir das Rütegatt verlassen und einen südlichen Kurs anlegen können. Nun haben wir achterlichen Wind und mitlaufende See, was deutlich angenehmer ist. Erst als wir in den Bereich der Ansteuertonne zur Eider kommen wird es wieder rauer. Unser Echolot zeigt eine Wassertiefe von nur noch drei Metern an. Wir waren also zu schnell und sind jetzt genau bei Niedrigwasser an dieser Flachstelle. Mit 2,2m Tiefgang bei herabgelassenem Schwert kann es bei diesen Seegangs Verhältnissen schnell zu einer Grundberührung kommen. Hoch konzentriert fummeln wir uns über die Ansteuertonne in das Fahrwasser und sind froh als wir den weiteren Fahrwasserverlauf deutlich erkennen können. Als wir in die Landabdeckung von St Peter-Ording kommen wird die See bei gleichbleibendem Wind glatt. Obwohl das Eidersperrwerk schon früh in Sicht kommt, schlängelt sich das Fahrwasser noch einige Zeit an Sandbänken vorbei. Die Strömung schiebt nun mit drei Knoten von achtern und bringt uns auf 9 Knoten Fahrt über Grund. Kurz vorm Sperrwerk, holen wir die Segel ein und bereiten die Schleusung vor. Bordhund Hans hofft auf das Anlegemanöver vorm Landgang, muss sich aber noch weitere 7 Meilen gedulden. Die Schleusung klappt wunderbar und ohne Verzögerung. Der diensthabende Schleusenwärter scheint es gut mit uns zu meinen, denn die Kammer wird sachte gefüllt. Nach dem Ausfahren aus der Schleusenkammer muss direkt scharf nach rechts abgebogen werden, um nicht auf eine Untiefe zu geraten. Diesen verhängnisvollen Fehler haben wir 2020 begangen als wir ein Tonnenpaar übersehen haben und auf Grund gelaufen sind. Bei dem darauf folgenden Abschleppversuch einer befreundeten Yacht haben wir uns zu allem Übel noch eine Leine in den Propeller gezogen. Dieses Jahr geht alles gut und wir fahren entlang des vorgegebenen Fahrwassers quer zum einlaufenden Wasser hinter den Fluttoren des Sperrwerks. Der Strom ist gewaltig und gibt uns eine gute Vorstellung über die Menge des einströmenden Wassers. Etwa drei Stunden vor Hochwasser laufen wir bei zwei Metern Wassertiefe in den Stadthafen von Tönning ein. Wieder einmal freuen wir uns über den Vorteil des aufholbaren Schwerts von Germane. Ohne diese Möglichkeit hätten wir noch eine Stunde Kreise auf der Eider fahren müssen, um auf ausreichend Wasser zu warten.
Der Hafen von Tönning ist ganz nett, fällt bei Niedrigwasser aber trocken. Wir haben längsseits an einem Schwimmsteg festgemacht, der weniger Tiefgang als Germane hat. Während Germane schon auf Grund liegt, bewegt sich der Steg noch weiter nach unten bis auch er auf Grund liegt. Unsere Festmacherleinen sind jetzt so stramm, dass man darauf Geige spielen könnte. Das Gewicht des Steges zieht Germane zusätzlich auf die Seite. Erst dadurch werden wir gewahr, dass wir uns zu eng angebunden haben. Als wir die Leinen lösen ändert dies nichts mehr an der schiefen Lage, wir müssen die nächsten Stunden recht ungemütlich in unserem schrägen Zuhause verbringen. Für Bord- und Segelhusky Hans sind das wieder viele neue Eindrücke in seinem jungen Leben. Ein schiefer Liegeplatz, eine schmale Steganlage mit einer Rampe als Landverbindung, die bei Niedrigwasser so steil wie eine Leiter ist. Bei der 24Uhr Gassi-Runde mussten wir 1,5 Stunden auf Wasser warten bis die Rampe wieder in einem Winkel stand, dass wir gemeinsam zur Steganlage herabsteigen konnten.



13. – 15.05.2025 FÖHR

Von Amrum nach Föhr sind es nur zehn Seemeilen, Luftlinie deutlich weniger. Aufgrund der ausgeprägten Schwachwindphase haben wir uns für einen kurzen Abstecher zu dieser Insel entschieden. Navigatorisch keine große Herausforderung, einfach wieder ins Hauptfahrwasser und bei Föhr links ab 😉 Föhr ist deutlich touristischer als Amrum. Der Hauptort Wyk verfügt über kleinen Yachthafen und die Geschäfte mit allen Versorgungsmöglichkeiten sind fußläufig erreichbar. Sicherlich hat auch Föhr seinen Charme, uns zieht es nach getätigten Einkäufen aber zurück nach Amrum, um von dort einen besseren Ausgangshafen für die weitere Reise zu haben. Je nach Windrichtung soll es von dort weiter nach Sylt oder in die Eider nach Tönning gehen.




09.-13.05.2025 Nordfriesische Inseln AMRUM und FÖHR

Es wird mal wieder Zeit für einige Updates unserer Reise. Bordhund Hans brauchte Aufmerksamkeit und Simone hatte zwei Wochen Urlaub. Eine schöne Zeit, in der wir unsere gemeinsame Reise noch intensiver genießen konnten. Als das Wetter zur weiteren Routenplanung passte, haben wir auf Helgoland die Leinen losgeworfen und Kurs auf AMRUM gesetzt. Kurz nach Verlassen des Vorhafens können wir die Segel setzen. Es ist immer ein toller Moment wenn der Wind in die Segel greift und sich seine Kraft auf das Boot überträgt. Die Segel werden getrimmt, Germane legt sich gemächlich auf die Seite und nimmt Fahrt auf. Sobald alles passt stoppen wir den Motor und genießen die Ruhe. Das Steuern überlassen wir dem Autopiloten, der kann das ohnehin besser. Hans scheint die ganze Angelegenheit weniger spannend zu finden. Er liegt auf der Bank im Cockpit und schläft. Für die Strecke von 35 Seemeilen brauchen wir sechs Stunden, spannend wird es erst bei der Ansteuerung. Seegatten sind die zur Nordsee liegenden Durchgänge zwischen den Inseln und dem dahinter liegenden Wattenmeer. Bedingt durch die Gezeiten fließen enorme Wassermassen durch diese Engstellen. Entsprechend veränderlich sind die Fahrwasser durch aufgespülte Sände. Die Strömungsgeschwindigkeit erreicht hier bis zu drei Knoten (5,56km/h), was bei entgegenstehendem Wind zu unangenehmen Wellengang führen kann. Seegatten sind nach wie vor berüchtigt und fordern immer wieder Opfer. Heute sind die Bedingungen optimal. Wir erreichen die Ansteuertonne zum Fahrwasser des Rütergatt pünktlich zum Kenterpunkt der Tide, haben ab jetzt auflaufendes Wasser und mitlaufende Strömung. Die Wassertiefen der Fahrwasser sind auch bei Niedrigwasser ausreichend für uns. Es teilt sich an der nordöstlichen Spitze von Amrum in ein Haupt – und Nebenfahrwasser, wobei letzteres nur noch mit Pricken gekennzeichnet ist. Das Hauptfahrwasser führt weiter nach Föhr und das Kleinere in den Amrumer Hafen, dem ein Fähranleger vorgelagert ist. Trotz an- und ablegender Fähren, ein- und auslaufender Yachten bleibt ausreichend Platz, solange alle die Nerven bewahren und sich an die Regeln halten. Wir finden einen schönen Liegeplatz wo wir längsseits festmachen können und begeben uns mit Segelhusky Hans auf Landgang. Wir kennen Amrum noch von unserem letzten Besuch im Jahr 2020, auch dieses Mal sind wir wieder von den kilometerlangen weißen Sandstränden begeistert. Hans genießt es in vollen Zügen. Hier kann er durch die Dünen toben, den Strand entlang laufen und mit den Wellen spielen. Es macht Freude ihn dabei zu beobachten und auch wir genießen unsere Zeit.





Bordhund Hans

Hans ist hier mittlerweile bekannt wie ein Pop Star und löst die dollsten Reaktionen aus. Letztens kam uns eine Gruppe von fünf Offshore Arbeitern entgegen. Alles große Kerle, behangen mit Gurt- und Kletterzeug. Wie auf Kommando knieten sie sich gleichzeitig hin, um Husky Welpe Hans zu streicheln. Der kleine Hund muss denken, dass er ein Star ist. Überall durchweg positive Resonanz wie: „Ist der süß…“, „Ist das ein Wolf?“, Das ist aber ein schöner Husky…“ , „damit lernt man aber Frauen kennen…“ 😉 An das Bordleben hat er sich gewöhnt. Er klettert ganz selbstverständlich an und von Bord. Er macht auf sich aufmerksam wenn er sein Geschäft verrichten muss und hat bislang (noch) nichts zerstört (teu, teu, teu). Vom Bootfahren ist er noch nicht ganz überzeugt. Als wir gestern den Motor angeworfen haben, um zur Tankstelle zu fahren, hat er protestiert und wollte lieber an Land gehen. Der Ausflug war aber schnell zu ende und die kleine Hundewelt wieder in Ordnung. Mal sehen wie er sich morgen verhält, wenn es weiter nach Amrum geht. Es sind eine Menge neue Eindrücke, die der kleine Hund im Alter von nur vier Monaten zu verarbeiten hat und wir sind froh so einen so umweltsicheren Hund zu haben. Derzeit ist Hans in der Zahnung und ihm schmerzt die Kauleiste. Die kleinen spitzen Milchzähne werden durch die Bleibenden ersetzt. Dies äußert sich auch dadurch, dass Hans ständig an uns herumkaut und sich seiner Beißkraft nicht immer bewusst ist.






06.05.2025 Taucheinsatz auf Helgoland

Wie zuvor bereits beschrieben ist uns die Zeit für Reisevorbereitungen davon gelaufen. Germane kommt eigentlich alle zwei, spätestens alle drei Jahre aus dem Wasser, um das Unterwasserschiff zu säubern, mit neuem Antifouling zu streichen und ggfs. die Anoden zu wechseln. In der Zeit dazwischen tauchen wir regelmäßig das Schiff ab, um Bewuchs in Form von Algen, Schleim und Seepocken zu entfernen. Dies haben wir vor unserer Abreise nicht mehr geschafft, was sich auch direkt bemerkbar machte. Germane kam nicht wie gewohnt in Schwung, unter Maschine fehlte ein Knoten Geschwindigkeit. Auf der Reise nach Helgoland halb so wild, denn der Ebbstrom auf der Elbe schiebt anfangs mit 3,5 Knoten mit. Fällt dieser weg oder schiebt gegen an wird’s langsam. Nachdem sich der Helgoländer Hafen geleert hat, wir lagen mit bis zu sechs Booten im Päckchen nebeneinander, kramen wir die Tauchausrüstung hervor. Es schon eine Menge Gerödel was man mitschleppt, darauf verzichten wollen wir aber nicht. Zu oft hat sie sich schon bewährt. Zum Entfernen einer Leine im Propeller, Kontrolle nach Grundberührung oder zur Hilfe bei Freunden hat sie mehrfach gute Dienste geleistet. Unter Wasser zeigt sich starker Bewuchs mit Seepocken am Propeller. Das erklärt den fehlenden Schub unter Maschine. Die Propelleranode hat sich aufgeopfert und muss gewechselt werden. Der Bewuchs des Unterwasserschiffs begrenzt sich auf Algenschleim und kann einfach mit einem Schwamm abgerieben werden. Nach einer Stunde ist alles erledigt und Germane unter Wasser wieder hübsch. Ohne Tauchgerät hätte das Kranen oder Slippen mehrere hundert Euro gekostet, um Germane aus dem Wasser zu holen. Das gesparte Geld investieren wir jetzt in steuerfreien Marinediesel, den man auf Helgoland ganz legal bunkern darf. Auf der Fahrt zur Tankstelle läuft Germane wieder in alter Form durchs Wasser. Wir bezahlen für 345 Liter Diesel 386,-€, was einem Literpreis von 1,12€/l entspricht. Bei diesen Preisen macht tanken schon fast Spaß. Lieber Herr Lühmann, Sie müssen beim nächsten Tanken an der LKW Säule tapfer sein 🙂





03.05.2025 HELGOLAND Marathon

Auf dem Foto fehlt leider Daniel, der Freund von Tochter Svenja. Er ist den Mini Marathon gelaufen und hat es eigentlich auch verdient mit auf dem Foto zu sein, musste aber knipsen. Sorry Daniel 😉
Die Veranstaltung war wieder klasse. Eine tolle Atmosphäre, wie sie uns schon im letzten Jahr begeistert hatte. Die Strecke ist anspruchsvoll und ohne intensives Training nicht zu schaffen. Es sind insgesamt acht Runden von je 5,25km zu laufen, der dabei zu überwindende Höhenunterschied beträgt 65 Meter. Bei uns steht der olympische Gedanke im Vordergrund und nicht das Streben nach Bestzeiten. Es ist einfach ein schönes Familienprojekt zum Beginn unserer Reise. Den Winter über hat jeder für sich trainiert und heute ist der Tag der Wahrheit. Hat sich das harte Training gelohnt und war es auch zielführend? Die Antwort bekomme ich (Dirk) in der fünften Runde. Der in der Fachliteratur viel beschriebene Mann mit dem Hammer zeigt mir meine Grenzen auf. Die Oberschenkel brennen, der Puls geht hoch und die Kraft schwindet. Der Anstieg zum Oberland, auch Düsenjäger genannt, ist eine Strecke von 200m Länge mit 40% Steigung. Spätestens hier stelle ich mir die Frage ob ich eigentlich noch alle Tassen im Schrank habe. Tochter Svenja hat ihre Kräfte noch beisammen und wird von mir trotz ihres Protestes vorgeschickt, um die Familienehre zu retten. Mit einigen Gehpausen schaffe ich es nach 5:17:59 über die Ziellinie, Tochter Svenja hat auf den letzten drei Runden noch 20 Minuten rausgeholt und ist mit 4:57:09 unter fünf Stunden geblieben. In ihrer Altersklasse hat sie damit den zweiten Platz belegt, Chapeau! Nach einer heißen Dusche, dem ersten Bier nach vier Monaten und einer guten Pizza fassen wir den Entschluss 2026 erneut zu starten. Ich (Dirk) weiß jetzt schon was ich im nächsten Düsenjäger davon halten werde.




26.04.2025 CUXHAVEN – HELGOLAND

Endlich ist es wieder soweit, der Tag der Abreise zur Sommerreise 2025 ist gekommen. Um 14 Uhr laufen wir mit ablaufendem Wasser in CUXHAVEN aus und setzen unseren Kurs auf HELGOLAND. Bordhund Hans scheint noch nicht ganz überzeugt von dem zu sein was gerade passiert. Gestern hatte er noch seinen letzten Check beim Tierarzt, ist jetzt vollständig geimpft und entwurmt. Zuhause ist er stubenrein, jetzt gilt es bislang erlerntes an Bord zu übertragen. Das Wetter meint es gut mit uns, der Wind weht in Stärke 4 aus Nordost und die See ist verhältnismäßig ruhig. Eigentlich perfekte Bedingungen, um nach Helgoland zu segeln. Im Elbefahrwasser kommen uns einige große Containerschiffe entgegen, deren Wellenschlag uns ordentlich in Bewegung bringt. Hans steckt das ganz cool weg, obwohl es ihn schon zu wundern scheint, was hier gerade passiert. Bei der Tonne 9 verlassen wir das Fahrwasser der Aussenelbe und setzten zum Vorsegel auch das Grosssegel. Germane legt sich auf die Seite und zieht seine Bahn unter Segeln. Hans wird unter Deck doch etwas unruhig und möchte gerne schauen was draußen los ist. Er ist ein wenig irritiert, als er um das Boot herum nur noch Wasser sieht. Vermutlich hatte er gehofft das Boot einfach über den Steg verlassen zu können, nun muss er sich mit der neuen Situation arrangieren. Als wir nach fünf Stunden in den Helgoländer Vorhafen einlaufen, sind alle Liegeplätze am Steg belegt. Wir machen längsseits an einer deutlichen größeren Segelyacht fest, die unter britischer Flagge segelt. Hans ist jedenfalls froh, als er wieder festen Boden unter den Pfoten hat. Wir machen einen langen Spaziergang übers Oberland der Insel und freuen uns über das Privileg wieder unterwegs sein zu können. Dieses Jahr haben wir uns keine festen Ziele gesetzt. Wir werden einfach in kurzen Schlägen durch die deutsche Bucht segeln und später noch in die Ostsee fahren. Im Schwerpunkt wollen wir aber Hans ans Segeln und Bordleben gewöhnen. Hier bleiben wir jetzt erstmal, am nächsten Wochenende steht der Helgoland Marathon an.






