Norwegen August 2022

Dunkle Wolken mit viel Wind über dem KATTEGAT

26.08.2022 SKAGEN – GRENAA, DÄNEMARK. Zurück in der Europäischen Union und angemessenen Preisen. Der Abschied von Norwegen viel uns schwer. In den knapp vier Monaten haben wir viel erlebt was für immer in Erinnerung bleiben wird. Wir sind durch atemberaubende Landschaften gesegeldieselt, haben nette neue Bekanntschaften gemacht und aus Bekannten wurden Freunde. Da wir am 14.09. zum Hafengeburtstag in HAMBURG sein wollen haben wir nicht auf die optimalen Bedingungen für die Überquerung des SKAGGERAKS warten können. Anfangs konnten die Segel noch für Vorschub sorgen, später schlief der Wind entweder ein oder kam direkt von vorne. Die 82 Seemeilen bis Skagen hätten wir teilweise auch aufkreuzen können, dann aber auch doppelt so lange gebraucht. Abends um 20 Uhr auf Höhe SKAGEN haben wir unseren ursprünglichen Plan verworfen die Nacht weiter durch zu fahren und sind in den Hafen eingelaufen. Hier wollten wir ein paar Stunden schlafen bevor es weiter geht. Der Hafen war proppevoll mit Yachten aus SCHWEDEN deren Crews den Saisonabschluss feiern. Die Stimmung war gut und Alkohol floss in Strömen. Ein paar älteren Herren machte es überhaupt nichts aus vom Steg direkt hinter unser Boot zu pinkeln obwohl wir im Cockpit saßen. Mit den Worten „Sometimes a man’s got to do what a man’s got to do“ wurde im Vorbeigehen die Hose geschlossen und weiter in Richtung Innenstadt getorkelt. Es verwundert nicht, dass angeblich ein Großteil aller ertrunkenen Segler mit offener Hose im Hafen gefunden wurden. Am nächsten Morgen um fünf haben wir uns auf den Weg ins 82 Seemeilen entfernte GRENAA im südlichen KATTEGAT gemacht. Nach 15 Stunden auf See gingen wir längsseits in die letzte verbleibende Lücke im Gästehafen. Der Ort hat neben dem KATTEGAT Center, einem großen Aquarium, anscheinend noch so einiges zu bieten und wir entschließen uns hier die nächsten „Boat Office Days“ zu verbringen bevor es weiter gen Heimat geht.

Kleines „Trans Ocean Treffen der Metallboote“ in ARENDAL

24.08.2022 ARENDAL Gästehafen. Der vermutlich letzte Reisebericht aus Norwegen. Ab Freitag soll der Wind von Süd nach Nord drehen und bietet uns ein günstiges Wetterfenster für einen langen Schlag nach Süden. ARENDAL ist ein bei Seglern beliebter Hafen, um von hier aus übers SKAGERRAK nach SKAGEN in DÄNEMARK oder zur SCHEDISCHEN Westküste zu segeln. Somit finden sich immer mehr Yachten im Hafen ein, die sich auf dem Rückweg ihrer diesjährigen Nordreise befinden. Neben unseren Freunden Marlene & Bert mit ihrer HEIMKEHR stoßen auch Leonie, Martin und Bordhund Archie mit ihrer LA ROSSA hinzu. Es ist immer wieder bereichernd neue Crews, ihre individuellen Projekte und Boote kennen zu lernen. Die LA ROSSA ist ein Boot zum verlieben (www.sy-larossa.de).

Schöner Liegelplatz im Zentrum von ARENDAL

20.08.2022 ARENDAL Teurer Absprunghafen für den Rückweg. Von hier aus wollen wir die 80 Seemeilen über das SKAGERAK nach DÄNEMARK antreten. Die Wettervorhersage sieht für die nächsten Tage eigentlich ganz gut aus, nur kommt der Wind kommt wieder einmal aus der Richtung in die wir wollen. Zunächst lagen wir gut geschützt in einem kleinen Hafen mitten im Zentrum. Etwas komisch kam uns jedoch vor, dass dieser Liegeplatz im Buchungssystem weder zu buchen noch zu bezahlen war. Alle anderen Plätze um uns herum wurden angezeigt, für unsere Bootslänge wären umgerechnet 55,-€ ohne Strom und Sanitäranlagen fällig gewesen. Mit diesen Preisen sinkt auch die Attraktivität und aus Angst verjagt zu werden verholen wir abends noch in den offiziellen Gästehafen. Hier werden uns die Landleinen vom Hafenmeister entgegen genommen und zugleich 45,-€ Liegegeld für 24h verlangt. Die Hafengebühren nehmen in Norwegen scheinbar mit steter Verschlechterung des Wetters ab. Je weiter wir nach Norden kamen so günstiger wurden die Hafengebühren. Ausnahmen waren lediglich die touristischen Hotspots BERGEN und FLÅM. Unsere weitere Reiseplanung sieht vor, möglichst zügig durch die Ostsee und den Kanal in die Elbe zu kommen, um zum Abschluss unserer Reise noch ein paar Tage in unserer Lieblingsstadt HAMBURG zu verbringen.

Unsere Ankerbucht in der BLINDLEIA

18.08.2022 BLINDLEIA Ankerbucht 58°12’52N 008°20’30E Noch in MANDAL liegend hat auch ein deutscher Einhandsegler die auf seiner Reise anfallenden Motorstunden unterschätzt. Hinzu kommt, dass seine Lichtmaschine die Batterien nicht mehr lädt und ein Termin in der ortsansässigen Werft zeitnah nicht zu bekommen ist. Dirk unterstützt daher spontan bei Motorservice und Reparatur. Dieser „Hilfseinsatz“ führt uns wieder einmal vor Augen wie wertvoll die Fähigkeit ist viele technische Herausforderungen selbst zu erledigen. Müssten wir alles in Auftrag geben, würde dies das zur Verfügung stehende Reisebudget sprengen. Somit geht es ein paar Stunden später als ursprünglich geplant entlang der Küste nach Nordosten. Das Fahrwasser BLINDLEIA, welches durch die vorgelagerten Schären zwischen KRISTIANSAND und LILLESTAD hindurch führt, hatte uns bereits auf dem Hinweg gut gefallen. Unterwegs begegnen uns nur wenige Yachten, die Haupturlaubszeit scheint vorbei zu sein. Recht kurzfristig entschließen wir uns daher in einer einladenden Bucht inmitten bewaldeter Schären zu ankern. Erstaunlicherweise ist die Internetverbindung an diesem abgelegenen Ort so gut, dass Simone ihren freitäglichen Arbeitstag im „Boat Office Day“ vor Anker liegend versehen kann und wir auch den nächsten Tag noch bleiben.

Am südlichsten Kap Norwegens

13.08.2022 MANDAL Schön war die gemeinsame Zeit mit unseren Freunden von den Yachten Heimkehr und Senja im Flekkefjord. Irgendwann trennen sich beim Fahrtensegeln die Wege und jeder segelt neuen Zielen entgegen. So zieht es uns bei dem günstigen Wetterfenster weiter an die Südküste. Wir segeln bei schwachem achterlichen Wind und ruhiger See vorbei am berüchtigten Kap LINDESNES mit dem südlichsten Leuchtturm NORWEGENS. Weiter entlang der felsigen Küste nach MANDAL. Wir haben diesen Ort mit seinen langen Sandstränden noch vom Hinweg in guter Erinnerung. Nach 46 Seemeilen lassen wir in einer schönen Bucht den Anker fallen. Das Wasser ist glasklar und wir liegen gut geschützt zwischen den Schären. In einiger Entfernung schwoien zwei weitere Yachten vor Anker, Platz ist hier reichlich. Nach 9 Stunden auf See lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, genießen den Sonnenuntergang und die nächtliche Ruhe im Mondschein. Am nächsten Tag verholen wir gegen Mittag bei auffrischenden Wind in die nahegelegene Marina. Morgen steht wieder „Boat Office“ an und dafür müssen wir gut und fest liegen.

Danke an Dirk und Erik aus Hamburg fürs Mitnehmen

07.08.2022 FLEKKEFJORD Doch noch Sommer! Die 42 Seemeilen von EGERSUND hierher waren schön zu „segeldieseln“. Die Genua hat ein bisschen mitgeholfen aber unser „Onkel Günter“ (NANNI Diesel) hat bei wenig Wind für 4L/h die Arbeit übernommen. Von den spektakulären Fjorden weiter im Norden verwöhnt sehen wir auch hier viele schöne Ecken. Wir fahren hinter der Insel HIDRA an einigen Fischfarmen vorbei, fummeln uns durch ein paar Engstellen Richtung Norden und sehen von weitem schon die HEIMKEHR VII von Marlene & Bert. Wir freuen uns über das Wiedersehen und es ergibt sich mit zwei weiteren Yachten aus CUXHAVEN ein nettes Treffen unter TRANS OCEAN e.V. – Crews. Als einige Tage später unsere Freunde und Liegeplatznachbarn aus CUXHAVEN mit ihrer SENJA einlaufen ist die Runde komplett.

Hier gibt es in toller Umgebung und schönem Wetter viel zu erleben. Wir laufen durch die schöne Altstadt und fahren mit einer Draisine auf einer historischen Bahnlinie durch unzählige Tunnel entlang toller Landschaft. Nebenbei schneidet Dirk noch die Reste einer Leine aus dem Propeller einer befreundeten Yacht und kann später mit dem ortsansässigen Tauchclub die Unterwasserwelt im FLEKKEFJORD erkunden. Vielen Dank an dieser Stelle an Frederico vom Flekkefjord Scuba Diving Club. Eine ganz neue Erfahrung waren Einsammeln, Zubereitung und Verzehr von Jakobsmuscheln. Der Sea Food Abend auf der Heimkehr war großartig und die tolle Atmosphäre nicht mit Worten zu beschreiben.

Unser Wetterfenster am 04.08.22 in der Großwetterlage

04.08.2022 TANANGER – ERGERSUND Nein, Segeln ist nicht immer schön aber zu viel Zeit bei schlechtem Wetter an einem Ort zu verbringen ist auch nicht besonders erheiternd. Wir studieren täglich die Wetterprognosen für die folgenden Tage und versuchen unsere Reiseplanungen mit den „Office Days“ in Übereinstimmung zu bringen. Natürlich ist Norwegen nicht für bestes Wetter und Badeurlaub bekannt, dieses Jahr ist es aber selbst für Einheimische außergewöhnlich schlecht. Hinzu kommt, dass wir uns im südwestlichen Teil Norwegens in einer Schlechtwetterzone befinden. Die Tiefdruckgebiete treffen hier nach ihrem Weg über den Atlantik auf die bergige Küste und sorgen für unstabiles, regenreiches Wetter mit viel Wind. Die Wetterfenster zum Weiterkommen sind, je nach Definition von Schlechtwetter, klein oder etwas größer. Wir passen unsere Definition an und verlegen abends von STAVANGER ins 14 Seemeilen entfernte TANANGER um einen besseren Ausgangshafen für unseren nächsten Schlag nach EGERSUND zu haben. Dazu bolzen wir unter Motor gegen Wind und Welle an, um vier Stunden später in TANANGER fest zu machen. Hier liegen bereits einige andere Yachten und warten auf das richtige Wetterfenster für den weiteren Weg nach Süden. Dieses Wetterfenster öffnet sich am nächsten Tag um 1500h mit einem deutlichen Winddreher um 180°. Dies sorgt anfangs bei gemittelten 20 Knoten Wind für eine steile und konfuse See, es ist aber unsere einzige Möglichkeit vor der nächsten „Schlechtwetterfront“ weiter zu kommen. Wir sind froh, als wir abends um 2130h im Gästehafen in EGERSUND festmachen.

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