
Winterliegezeit 22/ 23 In den letzten sieben Monaten nach unserer Rückkehr hatte sich so Einiges getan. Germane wurde mit einigen technischen Veränderungen fit für die Reise gemacht und unser neuer Liegeplatz bei der DETZKEIT-Werft im Schleusenpriel war ein Glücksgriff! Eine kleine Werft, in der hauptsächlich Fischkutter und kleinere Berufsschiffe repariert werden. Hier wird von geraden Typen Bootsbaukunst in allen Facetten betrieben und gelebt. Die Gemeinschaft der Dauer- und Winterlieger ist ähnlich individuell. Hier liegen Fischer, Werftarbeiter, Kapitäne, Lehrer, Angestellte, Studenten und ein Pensionär mit unterschiedlichsten Booten. Eine tolle Gemeinschaft in der das gesprochene Wort was gilt und sich gegenseitig geholfen wird.

02.05.2023 Start zur diesjährigen Sommerreise von unserem Winterliegeplatz in CUXHAVEN. Bei strammen 6 Beaufort aus Nordwest ging es um 08 Uhr durch die Klappbrücke in Richtung HAMBURG. Eine Stunde nach Niedrigwasser begann die Strömung gerade erst mitzulaufen, entsprechend kabbelig war die See bis BRUNSBÜTTEL. Seit der Elbvertiefung strömt es vor Cuxhaven mit bis zu 6 Knoten, entsprechend unangenehm ist die „Wind gegen Strom“ Situation durch kurze steile Wellen. Eine uns bei der Ostemündung entgegenkommende niederländische Yacht war sich dessen scheinbar nicht bewusst und wurde ordentlich durchgemangelt. Um 1600Uhr haben wir am City-Sporthafen-Hamburg festgemacht und freuen uns jetzt auf den 834. Hafengeburtstag.

05.-07.05.2023 834. HH-Hafengeburtstag. In den Tagen vorher füllte sich der Hafen bereits mit Sportbooten. Ein Liegeplatz ist nur nach vorheriger Anmeldung über den Hamburger Segler- oder Motorbootverband zu erhalten. Die Eigner müssen sich verpflichten an den Paraden und Showfahrten teilzunehmen, im Gegenzug wird der Liegeplatz kostenfrei zur Verfügung gestellt. Bei den Sportbooten sind die Segler mit 13 Yachten leider deutlich in der Minderheit. Der City-Sportboothafen ist bis zum letzten Platz gefüllt, teilweise liegen im inneren Bereich die Boote im Päckchen. Glücklicherweise sind in diesem Jahr die Wetterbedingungen besser als 2022, trotzdem ist es extrem kniffelig in diesem Gewusel unfallfrei An- und Abzulegen. Der Liegeplatz direkt vor der Elbphilharmonie im Herzen Hamburgs entschädigt jedoch für alles. Die Teilnahme an Einlaufparade und Showfahrten machen Spaß und lassen uns diese Veranstaltung auf ganz besondere Weise erleben. Danke an Klaus für die Organisation und den Hamburger Segler Verband dafür, dass wir dabei sein durften.






08.05.2023 WEDEL, Hamburger Yachthafen. Mit ablaufendem Wasser sind wir morgens um 06 Uhr mit dem Ziel GIESELAU im Nord-Ostsee Kanal ausgelaufen. Bei leichtem achterlichen Wind segeln wir unter Genua und lassen den Diesel etwas mitarbeiten. Ohne Motorunterstützung würden wir es mit dieser Tide nicht bis Brunsbüttel schaffen. So weit zumindest der Plan, bis kurz vor WEDEL der Motor ausfällt. Es gibt kein Gefühl von Sicherheit wenn im dichtbefahrenen Fahrwasser mit Strömung nicht auf den Diesel zurückgriffen werden kann. Entsprechend schnell galt es diesen wieder in Betrieb zu bekommen. Nach Entlüften des Kraftstoffsystems sprang er zwar wieder an, wie die Luft ins System gelangte konnte in der Kürze der Zeit nicht herausgefunden werden. Somit blieb uns nur WEDEL anzulaufen und der Sache auf den Grund zu gehen. Der Fehler war schnell gefunden, eine ausgenudelte Entlüftungsschraube am Vorfilter hat in Verbindung mit einer schadhaften Schlauchverbindung Luft ins System gelassen.



10.05.2023 GIESELAU Schleuse, Nord-Ostsee Kanal. Mit dem guten Gefühl stets auf einen verlässlich arbeitenden Motor zurückgreifen zu können ging es weiter zur Schleuse nach Brunsbüttel. Nach kurzer Wartezeit kam die Freigabe zum Einlaufen und wir wurden als einziges Sportboot in der großen Schleuse für die Berufsschiffe in den Kanal geschleust. Die Fahrt auf dem Kanal ist eher unspektakulär. Abwechselung geben die großen und im geringen Abstand vorbeifahrenden Containerschiffe. Nach einem nasskalten Tag auf dem Wasser sind wir froh als wir Nachmittags im Gieselau Kanal vor der Schleuse zur Eider festmachen. Hier liegen wir mitten in der Natur und genießen die Ruhe.





11.05.2023 Kieler Förde, Marina Wendtorf. Als wir aus der Schleuse in Kiel-Holtenau auf die Ostsee hinaus fahren klingelt das Telefon. Ein niederländischer Freund aus unserer Zeit in SCHEVENINGEN hat uns auf Marine Traffic verfolgt und ist beruflich in KIEL. Wir verabreden uns im Hafen und laufen die Marina WENDTORF an. Der Hafen ist einfach anzulaufen, wobei wir uns erst wieder daran gewöhnen müssen 2,5m statt 300m Wasser unterm Kiel zu haben. Wir haben ein paar schöne Stunden mit Jan bevor er sich wieder auf den Rückweg in unsere alte Heimat SCHEVENINGEN macht. Es ist schön, dass diese Kontakte noch halten und gepflegt werden, wir werden immer etwas wehmütig wenn wir an diese tolle Zeit in Holland zurückdenken.
Was sich bereits jetzt als besonders praktisch bewährt hat sind unsere Fahrräder. Wir haben unsere Mountainbikes zerlegt und in der hinteren Koje verstaut. Dort brauchen sie zwar einiges an Stauraum, wir sind damit aber viel beweglicher. Somit erkunden wir am nächsten Tag die Kieler Förde und besuchen das Marine Ehrenmal. Die Radwege sind gut ausgebaut und laufen als Teil des Ostsee- Radweges direkt am Wasser entlang.

13.05.2023 FEHMARN Wie es beim Segeln so ist kommt der Wind oft genau von dort wo wir hinwollen. Da wir nicht zu lange an einem Ort verbleiben wollten und das nächste Boat-Office ansteht, entschließen wir uns die 36 Seemeilen gegen den schwachem Wind anzudieseln. Eine gute Idee wie sich herausgestellt hat, denn Burgtiefe auf Fehmarn hat eine nette und moderne Marina. Hier werden wir ein paar Tage bleiben und die Insel per Rad erkunden. Neben Simones Boat-Office stehen auch noch ein paar Arbeiten am Boot an. Der Verklicker (Windrichtungsanzeige im Masttop) muss neu ausgerichtet werden, weil irgendeine übergewichtige Möwe darauf gelandet ist und ihn dabei verbogen hat. Das Unterwasserschiff muss noch abgetaucht und von Bewuchs gereinigt werden damit es wieder etwas flotter vorwärts geht.





18.04.2023 SASSNITZ, Insel RÜGEN Um unseren Anspruch gerecht zu werden, keine fernen Ziele anzusteuern, bevor wir das eigene Land nicht kennen, ging es heute entlang der deutschen Küstenlinie nach RÜGEN. Ein einfacher aber langer Schlag von 100 Meilen gen Osten. Sperrgebiete und Schiffsverkehr auf der Ostsee sind deutlich weniger als auf der Nordsee. Wir waren bisher gewohnt Sperrgebiete wie Windparks, Offshore Anlagen, Plattformen und Verkehrstrenngebiete zu Umfahren und dabei noch Fischereifahrzeugen auszuweichen. Auch das ständige Rechnen mit Gezeiten und Strömung entfällt auf der Ostsee. Wir lassen den Autopilot steuern und vertreiben uns die Zeit mit Kartenspielen. Gegen 2000 Uhr passieren wir Kap ARKONA, erleben gegen 2100 Uhr noch einen schönen Sonnenuntergang auf See und laufen um 2230 Uhr in den Stadthafen von SASSNITZ ein.






18.-23.05.2023 Insel RÜGEN Die Marina im Stadthafen von SASSNITZ ist ganz in Ordnung. Das Liegegeld von 23,-€/ Tag für unser 12m Boot beinhaltet Kurtaxe, Strom, Wasser, Müll und Nutzung der Sanitäranlagen, Duschen kostet extra. Zum Vergleich: In LABOE wären dafür 49,-€ fällig gewesen.



Wieder einmal freuen wir uns darüber unsere Mountainbikes mitgenommen zu haben. RÜGEN hat ein wunderbar ausgebautes Radwegesystem und wir radeln kilometerweit durch Wald und Naturschutzgebiete. Einzig die Tour nach PRORA, zu den Ruinen des geplanten KdF-Seebads der Nazis, führt entlang einer stark befahrenen Bundesstraße. Insgesamt versprüht RÜGEN einen gewissen „Ost-Charme“ und gefällt uns richtig gut. Heimatgefühle werden wach, als wir eine JAN CUX im Hafen entdecken. Diesen Namen tragen eigentlich die beiden stolzen Ausflugsschiffe der Reederei NARG in CUXHAVEN und werden von unserem Freund und Liegeplatznachbarn „Kapitän Frank“ gefahren. Von ihm erfahren wir, dass diese früher in Cuxhaven fuhr und vor etlichen Jahren verkauft wurde.

Abends an Bord wird uns Hafenkino vom Allerfeinsten geboten. Ein weiterer Unterschied zur Nordsee wird uns durch die hohe Anzahl der Charteryachten vor Augen geführt. Die oft unerfahrenen Chartercrews versuchen sich beim Anlegen in den für die Ostseehäfen typischen Boxen mit Heckpfählen. Trotz wenig Wind und ohne Strömung sehen wir die abenteuerlichsten Manöver. Wir wollen hier überhaupt nicht überheblich klingen und den „Ostseecharterer“ generell herabwürdigen, es zeigt unseres Erachtens aber, dass im deutschen Ausbildungs- und Führerscheinwesen einiges im Argen liegt. Im Ergebnis stehen unfähige Skipper am Ruder und brüllen wirre Kommandos, um ihrer Überforderung Luft zu machen. Spaß scheinen sie im Allgemeinen doch zu haben, denn sobald das Boot mithilfe der Stegnachbarn festgemacht ist werden Heldengeschichten vergangener Chartertörns erzählt. Wir freuen uns jetzt auf Schweden, um diesem Wahnsinn zu entkommen. Morgen geht`s weiter nach BORNHOLM, DK

24.05.2023 RØNNE, Insel BORNHOLM, Dänemark Morgens um 6 haben wir die Leinen auf RÜGEN losgeworfen, um 55 Seemeilen weiter in Richtung Schweden zu segeln. Der Wind stand günstig, so dass wir mit „halbem bis achterlichem Wind“ in Stärke von 4-5 Beaufort zügig voran kamen. Zügig heißt in unserem Falle alles über 6 Knoten Fahrt. Nach neun Stunden klimafreundlicher Überfahrt sind wir passend zur Hafenkinozeit in den Yachthafen von RØNNE eingelaufen. Das Hafenkino wurde bereits im vorhergehenden Bericht beschrieben, diesmal waren wir allerdings die Akteure. Der Hafen ist recht eng und somit schlecht einsehbar, was wiederum bedeutet, dass man die freien Liegeplätze erst sieht wenn man in die engen Boxengassen hereinfährt. Bei 14 Knoten Seitenwind ist es nicht ganz einfach, das Boot bei geringer Geschwindigkeit steuerbar zu halten. Dessen sind sich natürlich alle anderen Hafenlieger bewusst, nur muss man jetzt nicht glauben, dass der gemeine Ostseesegler unterstützt und über freie Boxen informiert (Rufweite, 10m). Nein, diese Gattung will spektakulär vergeigte Anlegemanöver sehen, solange deren eigene Yacht außerhalb der Gefahrenzone liegt. So legen wir unter den enttäuschten Augen des biertrinkenden Publikums recht unspektakulär an, wobei unsere Landleinen von den Stegnachbarn angenommen wurden. Wir finden dieses Verhalten befremdlich. Wir schauen uns auch die Manöver anderer Yachten an, dabei unterstützen wir aber wo es geht und hoffen nicht auf missglückte Anleger. Die nächste Freude kommt auf als wir das Hafengeld am Automaten bezahlen. 41,-€ sind für eine Nacht fällig. Die 6x täglich einlaufende Fähre sorgt für ordentlich Welle im Hafen und die Sanitäranlagen haben Jugendherbergscharme, sind aber sauber. Die Altstadt von RØNNE ist jedoch mit ihren kleinen bunten Häuschen im typisch skandinavischen Stil schön anzuschauen. Sicherlich hat die Insel noch viel mehr schöne Ecken zu bieten, wir sind aber froh wenn es Samstag weiter geht. Der nächste Schlag soll ins 75 Seemeilen entfernte KARLSKRONA am südöstlichen Zipfel von SCHWEDEN gehen. Wir werden berichten 😉





