
24.06. – 30.06.2022 FLÅM – FJÆRLAND „Do you need a helmet?“ „No, not really.“ So könnte man das Gespräch mit dem netten Herrn des Fahrradverleihs zusammenfassen. So schlimm wie auf dem Warnschild dargestellt kam es glücklicherweise nicht aber: Simone ist ist böse gestürzt und hat sich dabei vermutlich einen Bänderriss zugezogen. Ein Helm hätte davor zwar nicht geschützt, es hat uns aber gezeigt wie schnell man in eine Situation kommt, in der Haben besser ist als Brauchen. Wie auch immer, mit ausgiebigen Wanderungen ist es erstmal vorbei. So sind wir noch mit der Flåmbahn gefahren, die zu den schönsten Bahnstrecken der Welt gehört. Sie wurde von 1923 -1940 von Hand erbaut, führt über 20km durch viele Tunnel entlang unzähliger Wasserfälle und überwindet bis zur Bergstation in MYRDAL 867 Höhenmeter. Den Rückweg kann man entweder mit der Bahn, dem geliehenen Mountainbike oder an der „Zip Line“ zurück legen. Bei Letzterer handelt es sich um ein Stahlseil an dem man frei hängend ins Tal rauscht.


23.06.2022 FLÅM, Aurlandsfjord Die hierhin zurückgelegten 30 Seemeilen zählen zu den beeindruckendsten unserer bisherigen Reise. Es fehlen uns die Superlative, um die Eindrücke zu beschreiben wenn wir auf Germane durch diese Landschaft reisen. Wir sind unendlich glücklich dies erleben zu dürfen. Als wir vom Sognefjord in den Aurlandsfjord nach Süden abbiegen verengt sich das Fahrwasser bis auf wenige hundert Meter Breite. Wir fahren dicht an steilen Felswänden vorbei und haben dabei immer noch über 400m Wasser unterm Kiel (im Sognefjord bis 1300m Wassertiefe). Wir sparen uns die Worte zur Beschreibung und lassen Bilder sprechen. Die Zufahrt auf FLÅM ist auch wieder besonders. Hinter der letzten Biegung kommen zwei Kreuzfahrtschiffe zum Vorschein. Diese wirken aus mehreren Meilen Entfernung vor dem gewaltigen Hintergrund schneebedeckter Berge eher klein. Als wir näher kommen verändert sich dieser Eindruck jedoch zu unserem Nachteil. In der Zufahrt zum Gästehafen müssen wir unmittelbar an der am Pier liegenden MSC GRANDIOSA vorbei. Dieser „Kreuzfahrer-Ponton“ ist 331m lang, 43m breit, verdrängt 181541to Wasser, hat 1704 (m/w/was auch immer) Besatzung und kann bis zu 6334 Passagiere in 2440 Kabinen unterbringen. Diese entladen sich zu einem 6 stündigen Landgang, um danach wieder mit drei langen und tiefen Tönen aus dem Signalhorn zu verschwinden. Wir wollen die Kreuzfahrerei nicht verteufeln, schließlich ist dieser Ort genau darauf ausgerichtet und lebt bestimmt nicht schlecht davon. Wir sind trotzdem froh, als die Sicht auf den Fjord komplett frei ist. Heute, 24.06., ist Simones Boat Office Tag und ich kümmere mich um Wartung und Homepage. Hier werden wir noch die nächsten Tage verbringen und genießen.









22.06.2022 BALESTRAND Sognesfjord Ursprünglich hatten wir geplant, im 27 Meilen entfernten HOYANGER einen Zwischenstopp einzulegen. In der Zufahrt auf die Ortschaft machte diese jedoch einen wenig einladenden Eindruck. Der Anleger sah durch das Fernglas heruntergekommen aus, am seeseitigen Stadtrand waren große Silos und Industriebetriebe zu sehen. Wir entschlossen uns, umzudrehen und weitere 24 Meilen bis nach BALESTRAND zu segeldieseln. Die Fahrt durch den Sognefjord hatte wieder abwechslungsreiche Landschaft zu bieten. Schneebedeckte Berge mit kahlen Felswänden wechselten sich mit bewaldeten Abschnitten und vereinzelten Wasserfällen ab. Der Wind kam in dem bis zu drei Meilen breiten Fjord kanalisiert von hinten und frischte in Böen bis über 20 Knoten auf. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit nutzen wir die Segel und so legten wir einige Meilen ohne Motorunterstützung zurück. Die kleine Ortschaft BALESTRAND liegt vor einem beeindruckenden Panorama und ließ uns überlegen, hier einige Tage zu bleiben. Wanderwege und Klettersteige in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen in die umliegende Bergwelt. Leider sind die wenigen Gastliegeplätze recht offen zum Fjord. Dies bekommen eine niederländische Yacht und wir kurz darauf zu spüren. Die zwischen BERGEN und FLAM verkehrende Hochgeschwindigkeits-Fähre legt in Cowboy-Manier am hinter uns liegenden Fähranleger an. Dies verursacht dermaßen starken Wellengang, dass unsere Boote beinahe mit den Masten aneinander schlagen. Es scheppert gewaltig und der hölzerne Pier an dem wir festgemacht haben gibt den 16to Stahl von Germane nach. Einige Bohlen um die Festmacherleinen gelegt sind reißen heraus, auch die vertikalen Bretter im Bereich der Fender brechen. Glücklicherweise halten die Holzpoller der Vor- und Achterleine und verhindern, dass wir gegen die niederländische GFK Yacht treiben. Was ich (Dirk) von diesem rücksichtslosen Verhalten des Kapitäns halte erkläre ich ihm über UKW Funk auf Kanal 16 (Anrufkanal im Seefunk für alle Schiffe). Der Kapitän ist recht kleinlaut und entschuldigt sich, er verspricht, bei seiner Rückkehr besser aufzupassen. Für uns ist der Aufenthalt hier gelaufen. Hier wollen wir unseren Germanen nicht unbeaufsichtigt zurücklassen und beschließen, am nächsten Morgen weiter zu fahren. Vermutlich hat sich unter den Fährkapitänen herum gesprochen, dass im Gästehafen von BALESTRAND ein „Angry German Skipper“ liegt. Die folgenden Anleger der Fähren sind alle sehr rücksichtsvoll. Wir haben die Schnauze aber trotzdem voll und fahren weiter.

20.06.2022 ASKVOLL – LEIRVIK Sognesfjord Über die uns vom Hinweg bekannten und für schön befundenen Häfen sind wir wieder in LEIRVIK am Sognefjord angekommen. Nach nun anstehenden Boat Office Tagen soll es am Mittwoch weiter in den Fjord hinein gehen. Die Besatzung einer niederländischen Yacht hatte uns in ASKVOLL wertvolle Tipps gegeben. Sie haben den Fjord vor vier Jahren mit ihrer Yacht erkundet und schwärmen noch heute davon. Das Schöne am Fahrtensegeln außerhalb der gängigen Chartergebiete ist, dass die Crews internationaler und deren Projekte und Yachten individueller sind. Es verbinden die Herausforderungen der Anfahrt und das Austauschen von Erfahrungen entlang der Route. Wieder einmal zeigt sich, dass die Sprache ein Türöffner ist. Unser Bootsname „GERMANE“ lässt doch manchmal etwas Misstrauen erkennen, ob hier nicht vielleicht eine politisch verwirrte Crew mit schrägem Gedankengut unterwegs ist. Spätestens im Gespräch verfliegt etwaiges Misstrauen – nur dazu muss man halt auch ins Gespräch kommen. Bislang haben wir auf unserer Reise noch niemanden getroffen, der kein Englisch spricht. Unser großer Vorteil ist zudem, dass wir uns ganz ordentlich auf Niederländisch unterhalten können. Von uns Deutschen wird diese Fremdsprache eher selten gesprochen und die niederländischen Crews sind oft freudig überrascht in Ihrer Landesprache angesprochen zu werden.
Die Sache mit unserer aktuellen Position via Tracking Apps. Um uns wurde sich offensichtlich schon öfter Sorgen gemacht, weil unsere aktuelle Position nicht mehr auf den gängigen Tracking Apps wie Marine Traffic angezeigt wurde. Dies liegt daran, dass die Sendeleistung unseres AIS (Automatic Identification System) nicht ausreicht, um von jeder Position aus eine Empfangsstation am Boden zu erreichen. Oft ist ein Satellit näher als eine Bodenstation und diese Daten werden auf den Apps nur gegen Bezahlung dargestellt. Beim Einbau des AIS Systems hatten wir mehr Wert auf die Reichweite der UKW Sprechfunkanlage gelegt und beide Systeme mit einer eigenen Antenne ausgestattet. Die UKW Sprechfunkantenne befindet sich in 17m Höhe auf dem Mast und mit 25 Watt Sendeleistung erzielen wir eine Reichweite von bis zu 40 Seemeilen. Die Antenne vom AIS System befindet sich dagegen in nur 6m Höhe am Heck. Mit nur 2,8 Watt Sendeleistung kommen wir auf eine maximale Reichweite von ca. 15 Seemeilen. Dies reicht zur Kollisionsverhütung völlig aus, zum lückenlosen Verfolgen unserer Position über kostenfreie Apps jedoch nicht. Trotz guter Netzabdeckung für Mobiltelefone reicht diese nur bis ca 6 Seemeilen vor die Küste und sollte auch nicht zur Alarmierung im Seenotfall dienen. Befinden wir uns auf See außerhalb der Reichweite vom UKW Sprechfunk könnten wir im Notfall unsere EPIRB (Emergency Position Indicating Radiobeacon System) aktivieren. Diese Seenotfunkbake sendet dann unsere aktuelle Position und weitere Schiffsdaten über Satellit an eine Seenotleitstelle. Wir hoffen natürlich, dass dieser Fall niemals eintritt aber es macht sicherlich Mut, wenn man in der Rettungsinsel treibend auf baldige Rettung hoffen kann.





16.06.2022 Schreck lass nach. Wir queren gerade den NORDFJORD als es einen Schlag am Unterwasserschiff gibt. Es folgen starke Vibrationen und wir verlieren Geschwindigkeit. 1000 Gedanken schießen uns durch den Kopf. Der erste Blick geht auf den Tiefenmesser, bei knapp 300m Wassertiefe können wir unmöglich aufgelaufen sein. Der nächste Gedanke ist die Befürchtung, dass der Antriebsstrang auseinander geflogen sein könnte. Da Notankern bei dieser Wassertiefe keine Option ist verbliebe nur die Segel zu setzen, um sich bei schwachem Wind und Strömung vom Ufer frei zu halten bis Rettung eintrifft. Wir reduzieren sofort die Motordrehzahl von 2000 auf 1000 U/min, um die Vibrationen herab zu setzen. Dabei machen wir noch 2,3 Knoten Fahrt durchs Wasser. Schnell geht es zur Kontrolle in den Maschinenraum. Der Antriebsstrang im Inneren des Rumpfes scheint in Ordnung zu sein und es tritt kein Wasser ein. Der Motor sitzt fest in seinen Fundamenten, Getriebe, Flexkupplung und Welle sind auch noch kraftschlüssig miteinander verbunden. Die Stopfbuchse (motorraumseitige Abdichtung der Propellerwelle gegen Seewasser) ist dicht. Erstes leichtes Aufatmen denn als Diagnose verbleibt jetzt nur noch ein kurzes außenliegendes Stück der Welle mit Lager und Schraube. Die „Schraube“ ist ein bronzener (und sündhaft teurer) Drehflügel Propeller auf einer 35mm dicken Welle aus Edelstahl. Dieser Propeller dreht beim Segeln die Flügel aus der Anströmung des Wassers und bringt dadurch etwas mehr Geschwindigkeit. Die Angst ist nun, dass dieser Propeller von einem treibenden Gegenstand getroffen und beschädigt wurde. Wir entschließen uns bei verringerter Drehzahl weiter zu fahren, um den nächst größeren Hafen bei FLØRY zu erreichen. Dort könnten wir im schlimmsten Fall das Boot aus dem Wasser kranen und die Versorgung mit Ersatzteilen wäre ebenfalls gesichert. Manchmal ist glücklicherweise mehr drin als man vorher für möglich gehalten hätte und so verschwinden die Vibrationen genau so plötzlich wie sie gekommen sind. Wir können wieder etwas mehr Drehzahl fahren und schaffen es unter eigener Maschine bis nach FLORØ. Wieder einmal zeigt sich wie wichtig eine Tauchausrüstung an Bord ist. Auf das Schlimmste vorbereitet, konnte nach einem kurzen Check des Unterwasserschiffs Entwarnung gegeben werden. Welle, Lager und Propeller weisen keinerlei Schäden auf, lediglich im Bereich des Stevenrohrs sind einige Schleifspuren zu sehen. Wir gehen davon aus, dass sich ein fester Gegenstand im Propeller verfangen hatte und sich später wieder gelöst hat. Glück im Unglück oder einfach nur Schwein gehabt! Damit sich der Taucheinsatz richtig lohnt wurde auch die Anode vom Propeller gewechselt. Diese hat lobenswerter Weise über die letzten Monate hinweg aufopferungsvolle Dienste geleistet.




16.06.2022 Insel SILDA Eine richtungsweisende Entscheidung wurde gefällt, wir drehen um! Das Wetterfenster zur Umrundung des Kapps ist zwar nicht schön aber noch ausreichend. Die Vorhersage sagt Wind aus Südwest in Stärke 4, in Böen 5 voraus. Das bedeutet 14 -21 Knoten achterlichen Wind und einer durchschnittlichen Wellenhöhe von 1,6m, die vereinzelt auch 3m erreichen kann. An zwei Stellen wird vor möglicher Kreuzsee gewarnt. Die Großwetterlage lässt auch für die nächste Woche kein stabil gutes Wetter erwarten. Da Simone Montags, Dienstags und Freitags vom Boat Office aus arbeitet muss das Reisewetter in die dann verbleibenden Tage passen. Quälen wir uns jetzt ums Eck erreichen wir sicherlich noch lohnenswerte Ziele, stehen auf dem Rückweg aber wieder vor dem selben Problem. Um weiter nach Norden vorzudringen hätten wir die Passagen in den Fjorden und Sunden auslassen und mehr Strecke unter Segeln entlang der Küste machen müssen. Das wird der Plan für die nächste Norwegen Reise sein, dieses Jahr ist bei 62°00’N der nördlichste Punkt unserer Reise erreicht.
Wir hatten bei LEIRVIK bereits kurz in den SOGNESFJORD herein geschaut. Es ist der längste Fjord Norwegens und soll viel zu bieten haben. Die wegfallenden Meilen nach Norden wollen wir nun zur Erkundung in diesen Fjords investieren. Also drehen wir unseren Bug nach Süden und verlassen die schöne kleine Insel SILDA mit neu gesteckten Zielen. Die letzte Strecke hierhin mussten wir unter Radar zurück legen, jetzt sind wir dankbar diesen Anblick trotz niedriger Wolken mit eigenem Auge genießen zu können.






13.06.2022 INSEL SILDA Da heute auf 62° Nord die Sonne erst um 23:30 Uhr untergeht haben wir uns abends noch auf den Weg zur 27 Meilen entfernten Insel SILDA gemacht. Das dies nicht unsere beste Idee war sollte sich später herausstellen. SILDA soll unser Absprungort sein, um beim nächsten Wetterfenster das berüchtigte Kapp STATTLANDET zu passieren. Leider hatten wir die Sichtverhältnisse falsch eingeschätzt und so musste diese sonst sicherlich wunderschöne Strecke teilweise unter Radar zurück gelegt werden. Die tiefen Wolken hingen zwischen den Bergen fest und die Sicht war stellenweise unter 10m. Ohne unsere Navigationselektronik wäre es gefährlich geworden. An einer Engstelle bei der Ortschaft MÅLØY legte das Kreuzfahrtschiff MSC Virtuosa ab nachdem wir es passiert hatten. Über Funk wurden wir aufgefordert unseren Kurs deutlich nach Backbord zu verlegen damit sie uns Steuerbord passieren können. Bei einem Größenverhältnis von 331m zu 12m Schiffslänge und einem Gewichtsvorteil von 181541to bleiben wenig Argumente über, um am eigenen Kurs festzuhalten (Auch nicht, wenn man sich außerhalb des Fahrwassers befindet). Wir sind froh, als wir um 22 Uhr im kleinen Hafen auf SILDA festmachen, werfen die Heizung an und pulen uns aus unseren nassen Anzügen.



12.06.2022 KALVÅG Insel FROYA Der Boat Office Stopp dauert aufgrund des Wetters doch länger als erwartet. Auf See bläst es mit bis zu 40 Knoten Wind, wir liegen gut geschützt am Steg und warten auf das richtige Wetterfenster zwischen den Office Days. Das vor uns liegende Kap STATTLANDET gilt als das Berüchtigtste der der Westküste und sollte bei gutem Wetter passiert werden. Wir nutzen die Schlechtwettertage zu ausgiebigen Wanderungen in atemberaubender Natur. Mit unserer nächsten Etappe werden wir näher an das Kap heranfahren um in einen günstigeren Absprunghafen zu kommen.


09.06.2022 Insel FRØYA Boat Office Stopp in KALVÅG. Die kurze Strecke von insgesamt 12 Meilen war verhältnismäßig unspektakulär und schnell zurück gelegt. Die einzige Gefahrenstelle in der Zufahrt zum Hafen ist eine unübersehbare Fischskulptur. Um 11 Uhr machen wir am Steg vor einem Hotel mit angesagtem Fischrestaurant fest. Dieses Hotel wird von Vater und Sohn betrieben denen scheinbar auch der Rest des Ortes gehört. Wir werden vom Senior Chef zum Kaffee eingeladen und erfahren, dass hier der größte Umschlag an gefangenem Hering in Norwegen stattfindet. Kein Wunder also, dass im kleinen Ort vor einem Haus eine SCHEVENIGER Flagge sehen. Das Fischbuffet am Wochenende ist weit bekannt und es gibt auch eine Floating Sauna. Eigentlich großartig, aber es stellt sich heraus, dass das angesagte Fischbuffet umgerechnet 90,-€ p.P. kostet und die Floating Sauna für 90 Minuten mit 200,-€ die Reisekasse belasten würde. Wir freuen uns erstmal über den schönen Liegeplatz in toller Umgebung und das Privileg, dass Simone von hier aus arbeiten kann.


08.06.2022 FLORØ heißt die größte westliche Stadt Norwegens und soll eine eigene Brauerei haben. Sie liegt nur 19 Seemeilen entfernt und bietet sich für einen Zwischenstopp an. Am Freitag wollen wir auf der Insel FROYA sein, weil dann Boat Office Day der Skipperin ist. Bei der Routenplanung waren wir diesmal etwas zu überheblich. Wir hatten einige Abkürzungen zwischen den Fahrwassern geplant die zwischen Untiefen und Schären hindurch führten. Nachdem unser Tiefenmesser mehrmals unerwartet von über 100m Wassertiefe auf nur 3,7m gesprungen ist haben wir jedoch den Mut verloren nur nach Kartenplotter zu fahren. Wenn der Skipper nicht mehr weiter weiß fährt er einen Kreis. Nach ein paar Orientierungskreisen haben wir uns dann lieber zurück ins Fahrwasser gefummelt. Diese sind in Norwegen gut markiert und alle Untiefen sind mit als Einzelgefahrenstellen gekennzeichnet. Hinzu kommen zahlreiche Sektorenfeuer um die Navigation bei Dunkelheit zu erleichtern. Kreuzen sich zwei Fahrwasser und man befindet sich dabei außerhalb dieser, schaut man auf ein Wirrwarr von Seezeichen und verliert schnell die Orientierung. Wir haben wieder was gelernt und bleiben zukünftig auch bei der Navigation beim bewährten KISS Prinzip (Keep it simple & stupid). Der Gästehafen von FLORØ liegt direkt neben dem Fähranleger und ist laut und ungemütlich. Die Stadt gefällt uns auch nicht besonders gut, was aber auch daran liegen kann, dass wir mittlerweile Verwöhnt sind. Wir machen uns direkt an die weitere Routenplanung und verwerfen die Idee der Bierverköstigung örtlicher Braukunst.


06.06.2022 ASKVOLL Mit vollem Tank geht es weiter Richtung Norden. Die 26 Seemeilen gestalten sich wieder abwechslungsreich entlang atemberaubender Landschaft. Der Wind nimmt auf den letzten Meilen deutlich zu und kommt wieder aus der Richtung in die wir wollen. Mit über 20 Knoten auf die Nase laufen wir unseren Zielhafen an und treffen auf einen dieser wenigen Vollidioten die jede Nation zu bieten hat. Als wir unseren ausgewählten Anlegeplatz ansteuern fährt uns ein älterer Herr mit seinem Angelboot vorm Bug durch und legt sich mit seiner Nussschale mittig so an den Steg, dass kein anderes Boot mehr dran passt. Uns verbleibt dadurch nur die Leeseite des Steges, was das Anlegemanöver gegen den Wind im engen Hafen erheblich erschwert. Anstatt eine Leine anzunehmen und zu unterstützen bleibt der Alte einfach in seinem Bötchen sitzen und glotzt in die andere Richtung. Nach einigen gescheiterten Anläufen kommt uns ein anderer Segler zur Hilfe und zieht den Alten samt Angelboot ein paar Meter weiter nach vorne. Nun ist Platz für zwei weitere 12m Yachten und das Anlegemanöver kein Problem mehr. Der Hafen ist ganz nett und bietet alle Versorgungsmöglichkeiten. Auffallend ist, dass die Yachten der internationalen Seglergemeinschaft individueller und robuster werden.


06.06.2020 Die Sache mit dem Segeldieseln. Die Dieselpreise gehen weiter durch die Decke und unser neuer Motor muss doch öfter schieben als wir vor der Reise erwartet hätten. Natürlich könnten wir bei passendem Wetter auch Strecke entlang der Küste unter Segeln zurücklegen. Die Schönheit des Landes wird in Gänze aber erst innerhalb des Küstenstreifens also hinter den vorgelagerten Inseln und Schären sichtbar. Es ist ein Traum, durch diese teilweise sehr engen Fahrwasser umgeben von hohen Bergen hindurch zu dieseln. Die norwegische Regierung scheint sich diesem Umstand bewusst zu sein und überlässt allen Bootsfahrern den Treibstoff steuerfrei. So können wir zu „sagenhaften“ 1,80€/Liter Diesel tanken. Der Rest ist einfache Mathematik. Der Motor verbraucht 4 Liter die Stunde in der wir 6 Seemeilen (6 x 1,85km) zurücklegen.


05.06.2022 LEIRVIK, Sognesfjorden Dieser Fjord wir als der König der Fjorde beschrieben. Er reicht am weitesten von allen Fjorden in das Inland, ist umgeben von hohen Bergen und ein Gletscher führt bis an den Fjord heran. Die Seekarte zeigt uns wenig Möglichkeiten zum Anlegen oder Ankern an. Im Reiseführer/ Pilotbook zu Norwegen wird angeraten diesen Fjord mit der Fähre zu erkunden. Bei insgesamt 75 Seemeilen bis an das Ende des Fjords überlegen wir nicht lange und laufen LEIRVIK als nächstes Zwischenziel, um von dort aus dem Rat zu folgen. Nicht einbezogen in unsere Planung hatten wir, dass Pfingsten auch in Norwegen ein Feiertag ist. Die Fährverbindungen sind eingeschränkt und die einzig verfügbare Verbindung würde eine Übernachtung beinhalten. Die Fährkosten hätten sich alleine auf 220,-€ belaufen, hinzu wären noch die Übernachtungskosten gekommen. Unter diesen Umständen verwerfen wir den Plan mit der Fjorderkundung per Fähre, freuen uns über den schönen kleinen Hafen in toller Landschaft und machen die Routenplanung für den nächsten Tag.


04.06.2022 EIVINDVIK Weiter geht es in das 43 Seemeilen entfernte EIVINDVIK. Dieser Ort wurde uns von einem einheimischen Segler-Ehepaar empfohlen. Der Ort passt gut in unsere weitere Reiseplanung und soll auch über eine Bootstankstelle verfügen. Die Route verläuft durch schmale Sunde mit vielen Engstellen an denen die Strömung bis zu 6 Knoten betragen soll. Uns ist keine allgemeingültige Regel zur Berechnung der Stromrichtung und Stärke bekannt. In Cuxhaven kentert die Strömung 2 Stunden nach Hoch- und Niedrigwasser, die Stromstärke ist am Alter der Gezeit und Mondphase gut vorhersehbar. Hier hat der Wind vermutlich den größten Einfluss und so fahren wir mit Vertrauen auf unseren Motor drauf los. So langsam sollten wir alle Superlative zu unserer Reise verbraucht haben – sicherlich noch viel zu früh bevor wir uns auf den Rückweg begeben doch die Landschaft wird immer spektakulärer. Die Strömung an den Engstellen hält sich Grenzen und geht nicht über 3 Koten hinweg. Wir genießen die Fahrt und machen um 15:45 Ortszeit im kleinen Hafen von EIVINDVIK fest. Die Umgebung ist trotz regnerischen Wetters traumhaft, der Hafen selbst hat aber schon bessere Zeiten erlebt und macht auf uns einen eher verwahrlosten Eindruck. Die Bootstankstelle ist für Berufsschiffe vorgesehen, wir würden uns beim Anlegen die Reling verbiegen.




01.06.2022 BERGEN, Norwegen Weil es uns so gut gefällt haben wir unseren Aufenthalt verlängert. Bergen ist ein guter Ort um den Geburtstag der Skipperin gebührend zu feiern, außerdem laufen noch unsere Freunde aus Cuxhaven mit der Motoryacht SENJA ein. Es gibt noch viel zu erkunden und wir machen ausgedehnte Wanderungen in die umliegenden Berge. Auch hier machen wir wieder gute Erfahrungen mit der Offenheit der Norweger. Ein einheimisches Ehepaar gibt uns wertvolle Tipps mit schönen Orten entlang unserer weiteren Route. Die Planung für den nächsten Schlag nach Norden steht, nach dem Abbau von Simones Boot-Office soll es am Samstag weiter gehen.
