Reise Juli 2025

20.05.2025 KÜHLUNGSBORN

Immer wieder schön, wenn ein ein Plan funktioniert. In unserem Fall haben wir die den direkten Weg zum Zielhafen zwar um fünf weitere Seemeilen verlängert, sind dafür aber die gesamte Strecke gesegelt. Die vorherrschende Windrichtung ist in unseren Breiten Nordwest. Nachdem wir diese auf unserer kleinen Ostsee-Runde meist gut nutzen konnten, geht`s auf dem Rückweg halt des Öfteren gegen an. Unter Segeln müssen wir dann gegen den Wind aufkreuzen. Moderne Yachten laufen ca. 30° Höhe am Wind, Germane schafft dagegen nur maximal 50°. Entsprechend oft müssten wir kreuzen, wenn nicht wie heute der Wind gegen Mittag passend dreht. Somit segeln wir morgens die erste Stunde hoch am Wind nach Norden und machen dann nach Gefühl eine Wende an genau der richtigen Stelle. Den neuen Kurs nach Südwesten können wir jetzt, dank des vorausgesagten Winddrehers, hoch am Wind bis zum Zielhafen segeln. Auf langen Offshore Passagen hätten diese Bedingungen weniger Einfluss. Auf große Entfernungen kann im freien Seeraum tagelang ein Kurs zum Wind gesegelt werden, um in Verbindung mit einem guten Wetterrouting den optimalen Weg zum Ziel zu segeln. Im stark befahrenen und begrenzten Seeraum der Küstengewässer sieht dies auf kurzen Abständen ganz anders aus. Im Vergleich zu den vorausgegangenen Reisen konnten wir dieses Jahr deutlich mehr segeln. Lagen wir sonst beim Dieselverbrauch pro zurückgelegter Seemeile etwa bei dem eines 40to LKW, kommen wir dieses Jahr deutlich unter den eines Kleinwagens. Bei Dieselpreisen zwischen 2.10€ und 2,40€ je Liter an den Bootstankstellen macht dies schon einen Unterschied. Wenn man es nicht eilig hat bleibt man besser für weniger Liegegeld im Hafen oder vor Anker und wartet auf segelbaren Wind, als gegen Wind und Welle an zu dieseln. Eine weitere Erkenntnis des heutigen Segeltages ist, dass Germane dringend aus dem Wasser muss. Als Faustformel unter Segeln gilt bei uns, dass Germane zwischen Windstärke 3 -4 die Hälfte der Windgeschwindigkeit an Geschwindigkeit durchs Wasser macht. Das heißt, dass Germane bei 12 Knoten Wind 6 Knoten Fahrt durchs Wasser machen sollte. Trotz optimaler Bedingungen waren heute aber nur 5,5 Knoten FdW drin. Im Zielhafen angekommen stellte sich bei einer kurzen Inspektion des Unterwasserschiffs heraus, dass sich wieder einige Seepocken am Rumpf angesiedelt haben. Diese können zwar im Taucheinsatz beseitigt werden, sie sind aber ein Zeichen dafür, dass die Schutzfarbe, das Antifouling, keine Wirkung mehr zeigt und erneuert werden muss. Da auch noch einige andere Arbeiten am Boot zu erledigen sind, steht wieder ein arbeitsreiches Winterhalbjahr vor der Tür. Jetzt sind wir aber erstmal auf Sommerreise und die gilt es zu genießen. Kühlungsborn ist sehr touristisch. Direkt am Hafen liegt die Flaniermeile mit Restaurants, Bars und kleinen Geschäften. Unmittelbar neben dem Hafen beginnt ein kilometerlanger Strand, der vermutlich bis nach Rostock reicht. Abends wird der Hafen mit Livemusik von einer der täglich stattfindenden Veranstaltungen beschallt. Für den morgigen Abend ist ein Höhenfeuerwerk angekündigt. Für unser Gefühl eigentlich etwas zu viel Trubel, wenn man sich in seinem Jahresurlaub erholen möchte. Wir sind zum Glück nicht im Jahresurlaub und passen uns einfach den Gepflogenheiten an 🙂 Ruhe und Abgeschiedenheit hatten wir außerhalb der Saison schon zur Genüge. Neben all den Dinghis und Stand-Up Paddlern im Hafen wollen wir nicht zurückstehen. Schnell ist unser kleines RIB im Wasser und der 15 PS Zweitakter angerissen. Die Anerkennung der Bootsnachbarn zu unserem übermotorisierten Gummigeschoß hält sich in Grenzen 🙂 Um die Stimmung nicht durch blaue Wolken des Zweitakters kippen zu lassen, wechseln wir auf das emissionslose Stand Up Paddle Board. Seit Jahren fahren wir dieses Teil spazieren, heute ist der Tag der Wahrheit. Nicht alles was einfach aussieht ist es auch. Stand up paddeln gehört jedenfalls dazu, wie sich herausstellt. Zum Glück ist nebenbei noch Tag der Seenotretter im Hafen. Sicherlich schön anzuschauen, wie Dirk bei einer der Vorführungen etwas unbeholfen auf dem Board stehend durchs Bild paddelt. Bord- und Segelhusky Hans interessierts nicht. Eher gelangweilt lässt er sich von einem Hundespielplatz zum Nächsten segeln. Dort angekommen wird mit Freude das neue Umfeld erkundet und neue Bekanntschaften gemacht. Passend zum mittlerweile gut trainierten dreibeinigen Pinkeln, kam jetzt eine läufige Dackeldame des Weges. Die Gute war so horny, dass sie sich rücklings unter den völlig verwunderten Hans geschoben hat. Irgendwann hat er dann auch kapiert, dass noch mehr drin ist als Spielen und einen großen Strahl zu pinkeln. Danke liebe Dackelbesitzer, dass ihr geholfen habt unseren Hans aufzuklären. Von heute an hat sich seine (und unsere) Welt grundlegend verändert. Hoffentlich geht die Phase der Läufigkeit schnell vorüber.

20.07.2025 WARNEMÜNDE, ROSTOCK

Vor uns liegen 47 Seemeilen entlang der Küste Mecklenburg Vorpommerns. Ein wirklich schöner Küstenabschnitt der sowohl seeseitig als auch landseitig seinen Reiz hat. Die Hälfte der Strecke segeldieseln wir entlang der Halbinsel Zingst, ein recht schmaler Landstreifen, der die dahinterliegenden Boddengewässer von der Ostsee trennt. Der Wind fällt anfangs achterlich mit nur sieben Knoten ein, rein unter Segeln würden wir dabei nur zwei Knoten Geschwindigkeit machen. Als wir gegen Mittag auf Höhe DARSSER ORT unseren Kurs Richtung Südwesten ändern frischt der Wind auf. Jetzt ist ausreichend Druck in den Segeln, um unseren 16to Germanen mit 5 Knoten Geschwindigkeit durchs Wasser zu schieben. Das heutige Ziel ist Warnemünde, der nördlichste Stadtteil der Hansestadt Rostock. Für die kommenden Schlechtwettertage im Boat Office wollen wir uns die fünf Sterne Marina HOHE DÜNE für 37,-€ pro Tag gönnen. Die Zufahrt sieht weinig einladend aus. Schon von weitem sind Hafenkräne, Kreuzfahrtschiffe und ein großer qualmender Kühlturm zu sehen. Schwer vorstellbar, dass sich dort ein Ostseebad befinden soll, dass diese Bezeichnung verdient hat. Als wir in den Yachthafen einlaufen läuft parallel die Eisenbahn Fähre Mecklenburg-Vorpommern aus dem Rostocker Hafen aus. Die Fähre kann Züge bis zu 945m Länge aufnehmen, dazu noch LKW, PKW und 600 Passagiere. Wir finden diese Begegnungen zwischen Berufs- und Sportschifffahrt immer wieder beindruckend. Eigentlich sind wir es aus unserem Heimatrevier gewohnt, nachdem wir aber schon drei Monate in eher verträumten Regionen der Ostsee unterwegs waren, werden wir hier wieder aufgeweckt. Der erste Eindruck von See bestätigt sich glücklicherweise nicht. Die Marina ist zwar recht groß, sie soll über 900 Liegeplätze haben, ist dafür aber schön angelegt und aufgeteilt. Auf jedem Steg sind gut ausgestattete Sanitärgebäude, die im Vergleich zu denen die wir bislang hatten, fünf Sterne verdient haben. An den Yachthafen angrenzend ist eine Hotelanlage mit Bars, Restaurants und Wellnessbereichen, dazwischen sind gut gepflegte Grünflächen. Trotz all dem ganzen Prunk macht alles keinen versnobten Eindruck. Hier liegen Yachten aller Preisklassen. Große Motoryachten, Segelkatamarane, Charterboote und Fahrtenyachten. Wir fallen mit unserer roten Stahlyacht jedenfalls nicht auf, zu vielseitig sind die Bootstypen in dieser Marina. Direkt angrenzend ist ein kilometerlanger Sandstrand, auf der anderen Seite blickt man auf die Mündung der Warne, die zugleich auch das Fahrwasser zum Rostocker Hafen ist. Wir empfinden die Trennung zwischen Industriehafen, Kreuzfahrterminal und Ostseeressort als gut gelungen. Hans findet Landgänge in der näheren Umgebung klasse und erlebt viele neue Dinge. Nachdem er Bekanntschaft mit einem Mähroboter gemacht hat wurde er an einem Festmacherdalben zum Rüden. Erste Versuche beim Pinkeln das Bein zu heben hatten sich bereits angedeutet, jetzt wird es aber trainiert. Der Hinterlauf kommt höher und der Strahl somit auch. Mit dem Gleichgewicht halten klappt es auf drei Pfoten aber noch nicht immer. Bei so manchem Pinkeleinsatz markiert er eher sich als das beanspruchte Revier. Gut, dass immer Strand in der Nähe ist, wo diese Missgeschicke beim Toben im Wasser weggespült werden. Die nächsten Tage kommt erstmal eine Menge Wasser von oben, der DWD hat eine Unwetterwarnung mit extrem ergiebigem Dauerregen für diesen Bereich herausgegeben.

19.07.2025 BARHÖFT

Nachdem Simone tapfer eine Woche Urlaubsvertretung im Boat Office hinter sich gebracht hat, ging es heute weiter. Unsere Kurslinie zeigt ab jetzt wieder grob gen Westen. Wir wollen uns für den Rückweg Zeit nehmen und freuen uns darauf die eigene Küstenlinie näher kennen zu lernen. Für das Wochenende ist ein stabiles Wetterfenster mit Ostwind vorhergesagt. Dieses wollen wir nutzen, um einen längeren Schlag entlang der Küste zu segeln, bei dem unterwegs nur ein Nothafen angelaufen werden könnte. Dazu müssen wir aber erstmal aus dem Boddengewässer heraus. Eine Möglichkeit wäre der direkte Weg zur See und dann um Rügen herum zu segeln. Bei dem angesagten Schwachwind für uns keine Option, da wir zu lange auf See wären und Hans uns dies übel nehmen würde. Zudem kennen wir diesen Bereich bereits von unserer Reise aus 2023. Vor uns liegen nun 37 Seemeilen bis nach BARHÖFT, was für den nächsten langen Schlag ein guter Absprunghafen ist. Wind, Segeltrimmfähigkeiten und Bootsperformance zugrunde gelegt, rechnen wir mit 5 Knoten Geschwindigkeit. Etwas Verzögerung bei der Klappbrücke in STRALSUND eingerechnet, kalkulieren wir acht Stunden für die gesamte Strecke. Der Kartenplotter zeigt eine Entfernung von 20 Seemeilen bis zu diesem Nadelöhr an. Mit einem kleinen Sicherheitszuschlag legen wir morgens um 07:45 ab, um um 12:20 Uhr die Brückenöffnung zu schaffen. Soweit zumindest der Plan. Zuerst sieht auch alles gut aus. Die Segel stehen gut und wir machen bei wenig Wind 5,5 Knoten Geschwindigkeit. Als wir uns nach zwei Stunden Fahrt aber immer noch in Boddengewässern befinden, kommen erste Zweifel an unserem Zeitmanagement auf. Diese bestätigen sich beim Blick auf die Papierseekarte. Der Kartenplotter hatte uns die direkte Entfernung (Luftlinie) zur Klappbrücke angezeigt. Der Wasserweg ist aber sieben Meilen länger. Schaffen wir es nicht zur geplanten Brückenöffnung, müssten wir drei Stunden auf die Nächste warten. Bordhund Hans wäre dabei das geringste Problem, für ihn könnten wir in der Zwischenzeit anlegen und Gassi gehen. Kommen wir aber erst gegen 19 Uhr in dem kleinen Hafen von Barhöft an, wird es schwer noch einen Liegeplatz zu finden. Unsere vergurkte Planung kann jetzt nur der Bootsdiesel, unser Onkel Günter bei 5Liter/h retten. Hier und da noch ein bisschen das Fahrwasser geschnippelt, schaffen wir es gerade rechtzeitig zur Brückenöffnung. Mit etwa zwanzig weiteren Yachten quetschen wir uns durch das Nadelöhr und laufen zwei Stunden später in unseren Zielhafen ein. Die Liegeplätze zum seitlichen Festmachen sind alle belegt, es sind aber noch ausreichend „Heckbojenplätze“ frei. Dieses „an der Heckboje festgetüddeltes – Bug voraus zum Steg Anlegemanöver“ ist nicht gerade unsere Paradedisziplin. Entsprechend schlecht verläuft auch das Anlegen, wobei diesmal die anderen Bootseigner, zurecht, Angst um ihre Boote hatten. Schäden gab es aber keine. Dabei fällt uns immer wieder die Aussage von einem befreundeten Kapitän ein, der den Helgoland Versorger fährt. Er sagte im Fernsehen bei einer Reportage auf NDR: „Jo, manchmal verkackst du halt auch mal einen Anleger.“ Unser Fazit für heute: Passage Planning& Heckbojenanleger verbesserungswürdig, Hafenkino gab es sicherlich schon besseres. Egal, nächstes Mal klappts besser. Auf den nicht so schönen Anleger (Vorstufe zu verkackten Anleger) gibt’s jetzt erstmal eine Pizza mit großem Bier und danach geht’s früh ins Bett.

12.07.2025 SELLIN, Insel Rügen

Alles Retro, oder was? Mit dieser Frage hat der Meteorologe Sebastian Wache seine Prognose zum Wochenendwetter eingeleitet. Eigentlich ziehen die Tiefdruckgebiete in unseren Breiten von West nach Ost. Ist dies nicht der Fall, spricht man in der Meteorologie von Retrograden Bewegungen. Im Ergebnis befinden wir uns im Kern eines Tiefdruckgebiets, welches an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns hin und her schwabbelt und für wechselhaftes Wetter sorgt. Irgendwie scheinen wir unübliche Wetterlagen anzuziehen. Gut, dass wir uns hier in einem recht gut geschützten Seegebiet befinden und trotz schlechter Bedingungen weiter ziehen können. Als wir die Leinen in Thiessow loswerfen, regnet es und die Sicht ist schlecht. Der Wind bläst mit sechs Windstärken aus der Richtung in die wir wollen. Da Simone die kommende Woche Urlaubsvertretung macht und wir nicht zu lange am selben Ort bleiben wollen, dieseln wir, eingepackt in Ölzeug, dem nächsten Hafen entgegen. Bordhund Hans zieht es vor bei diesem Schmuddelwetter unter Deck zu bleiben. Die Sicht ist so schlecht, dass wir im engen Fahrwasser gerade mal von einer Tonne bis zur nächsten schauen können. Dank elektronischer Seekarte, GPS, Radar und Echolot ist das heutzutage kein Problem mehr und Navigieren macht sogar Spaß. Respekt vor den alten Seefahrern, die diese Hilfsmittel damals nicht zur Verfügung hatten. Entlang der fünf Meter Tiefenlinie hangeln wir uns um die nächste Landzunge herum und erreichen wieder betonntes Fahrwasser. Dieses wird zunehmend enger und flacher, wieder einmal zeigt sich der Vorteil des aufholbaren Schwerts von Germane. Wir fahren an BAABE vorbei in den SELINER SEE, wobei das Fahrwasser im weiteren Verlauf zu einer betonnten Rinne wird. Nach nur 2,5 Stunden Fahrt machen wir im Hafen von SELLIN fest. Den Platz haben wir vorher reserviert und der Hafenmeister nimmt unsere Leinen an. Trotz Hochsaison gibt es noch genügend freie Plätze. Der Hafen ist schön gelegen und die Infrastruktur macht einen guten Eindruck. Den ersten Landgang machen wir durch die Stadt und gehen zur Seebäderbrücke. Auch hier trennt nur ein schmaler Streifen Land die Boddengewässer von der Ostsee. Das Gelände ist zum Bodden hin flach, zur Seeseite ansteigend und bildet dort eine Steilküste. Von See aus sind die Kreidefelsen von Rügen besonders eindrucksvoll anzusehen. Eine weitere Attraktion ist der Rasende Roland. Seit 1895 fährt diese dampflockbetriebene Schmalspurbahn über die Insel. Sie erreicht dabei eine Geschwindigkeit von 30km/h und macht mächtig Radau. Schon von weitem ist sie zu hören, zu sehen und auch zu riechen. Schön, dass diese alte Technik erhalten wird. Der Kessel der Lok wird mit Kohle befeuert, wobei Rauch und Nebelschwaden einfach dazu gehören. Wir genießen am nächsten Tag die Fahrt nach BINZ und Segelhusky Hans kann nun auch Dampflokomotive als ein neues Umwelterlebnis abspeichern. Die sieben Kilometer zurück laufen wir durch ein schönes Waldgebiet. In einiger Entfernung hören wir immer wieder den Rasenden Roland, dessen Gleise sich langsam ansteigend entlang des Höhenzuges durch den Wald schlängeln. Auf unserem Weg liegt ein altes Jagdschloss, an dem wir eine Bierpause einlegen, bevor es zurück zum Boot geht. Abends sind wir uns wieder einig, dass Deutschland unglaublich viele schöne Ecken hat, die es wert sind bereist zu werden.

09.07.2025 THISSOW, Insel Rügen

Die Großwetterlage ist äußert instabil. Die Vorhersage für den nächsten Tag ändert sich derzeit mit jeder Aktualisierung, was eine Routenplanung zwischen Simones Office Tagen schwierig macht. Wir sind froh dieses Jahr nicht viel Strecke gemacht zu haben und können der weiteren Wetterentwicklung noch gelassen entgegen sehen. Zudem ist der Greifswalder Bodden ein gut geschütztes Gebiet, mit kleinen, dicht beieinander liegenden Häfen. Heute meint es das Wetter gut mit uns und wir segeln unter besten Bedingungen Thiessow entgegen. Auf der gesamten Strecke von 14 Seemeilen müssen wir nur zwei Mal aufkreuzen und segeln die gesamte Strecke hoch am Wind. Der kleine Hafen ist schön gelegen und versprüht einen gewissen Ost-Charme. Obwohl die gesamte Region vom Tourismus lebt, hält sich das Angebot in Grenzen. Das recht kleine Hafenbecken mit Spundwänden und Pier macht eher den Eindruck eines Fischereihafens als den einer Marina für Sportboote. Neben einigen Fischkuttern liegen auch ein paar verlassene Segelboote im Hafen, die ihre besten Zeiten lange hinter sich gelassen haben. Doch genau dieser Mix aus Kuttern, verlassenen Booten, einlaufender Yachten und rostigen Spundwänden, verleiht diesem Hafen einen ganz besonderen Charme. Außerdem ist er wunderschön am südöstlichen Zipfel Rügens, der Halbinsel Mönchgut, gelegen. An der schmalsten Stelle trennen gerade mal 500m Land den Greifswalder Bodden von der Ostsee ab. Seeseitig befindet sich ein kilometerlanger Sandstrand. Obwohl wir uns in der Hauptsaison befinden, ist es hier nicht überfüllt. Es macht auch nicht den Eindruck, dass man hier um Massentourismus und Schickmicki bemüht ist. Alles ist einfach und natürlich gehalten, nicht zu Vergleichen mit den Touri Hochburgen in anderen deutschen Urlaubsgebieten. Die Menschen sind entspannt und leben die Freikörperkultur. Am Strand laufen nackte Menschen aller Altersklassen neben welchen in Badekleidung, nackte Kinder spielen im Sand. Die Stimmung ist durchweg entspannt und friedlich. Bord- und Segelhusky Hans hat sich auf die Abläufe an Bord angepasst. Sobald wir abgelegt haben legt er sich hin oder sitzt auf der Bank und schaut auf See. Beim Anlegemanöver wartet er geduldig ab, bis es für ihn auf Landgang geht. Es scheint für ihn mittlerweile ganz normal zu sein, dass von einem Hundespielplatz zum nächsten gesegelt wird. Das besondere Highlight im Hafen ist der Rügenmarkt. Dienstags und Donnerstags verwandelt sich der sonst so verträumte Hafen in einen turbulenten Ort. Händler aus der Region bauen ihre Stände auf und verkaufen lokal hergestellte Produkte. Offensichtlich wurde sogar eine Fährverbindung eingerichtet, die Urlauber aus den angrenzenden Orten zum Markt bringt. Wir sind gespannt wie lange der Trubel anhält. Seinen besonderen Charme behält dieser Ort trotz alledem.

06.07.2025 LUBMIN

Aufgrund des vorhergesagten Starkwinds sind wir erst einen Tag später als geplant in Stralsund losgekommen, wurden dafür aber mit einem schönen Segeltag belohnt. Die Klappbrücke der Straßenverbindung zwischen Festland und der Insel Rügen öffnet nur alle vier Stunden. Morgens um acht Uhr legen wir gemütlich mit einigen anderen ostgehenden Yachten in Stralsund ab, um kurz darauf die Brücke zu passieren. Das Wetter ist nach wie vor unstabil, der Wind soll heute in Böen Geschwindigkeiten von 23 Knoten erreichen. Das erste Stück im Strelasund segeln wir ganz defensiv nur unter Vorsegel, da im Sund nur wenig Platz für Manöver zum Reffen ist. Allerdings sind mehrere Segelyachten immer eine Regatta und so müssen wir nach kurzer Zeit doch das Großsegel setzen 🙂 Einen Pokal erhalten wir heute zwar nicht, haben uns aber inmitten der leichten Kunststoffboote ganz gut geschlagen. Unser heutiges Reiseziel ist das 23 Seemeilen entfernte LUBMIN. Früher stand dort ein Kernkraftwerk aus DDR Zeiten. 1990 wurde es aufgrund von Sicherheitsbedenken außer Betrieb genommen und zum Teil zurück gebaut. Ab 2011 wurde Gas von der russischen Westküste über die Nord Stream 1 Pipeline nach Lubmin gepumpt und später um die Nord Stream 2 Pipeline erweitert. Das dies keine Erfolgsgeschichte wurde, ist allgemein bekannt. Zu sehen sind die Anlagen nur von See aus, die Zufahrt zum Yachthafen zweigt vorher schon vom Hauptfahrwasser zum Industriehafen ab. Da der Yachthafen recht klein ist haben wir vorher schon online einen Liegeplatz reservieren können. Der Yachthafen verfügt auch über einige Wohnmobilstellplätze, die Infrastruktur ist einfach aber sauber und in Ordnung. Germane liegt hier genau vor dem Restaurantschiff Vaterland. Dies mag bei dem ein oder anderen Besucher vielleicht den Anschein von etwas viel Patriotismus erwecken. Bordhund Hans störts jedenfalls nicht, er ist froh endlich wieder durch Sand und Wellen des angrenzenden Strands toben zu können. Lubmin liegt günstig, um bei vorhergesagter Windrichtung weiter zum Südostzipfel der Insel Rügen zu segeln. Da Simone demnächst wochenweise Urlaubsvertretung übernehmen muss, wird dies der östlichste und von Cuxhaven entfernteste Punkt unserer diesjährigen Reise sein. Von hier aus werden wir im Süden Rügens noch ein paar Häfen anlaufen und dann mit ein paar Zwischenstopps weiter entlang der deutschen Küste nach Hause segeln.

02.07.2025 STRALSUND

Irgendwann wird es Zeit sich auch von schönen Orten mit netten Menschen zu verabschieden. Dirk hat Freitag einen Termin in der Nähe von Stralsund und heute passt das Wetter halbwegs zur Weiterreise. Um in den engen Fahrwassern segeln zu können muss der Wind aus einer segelbaren Richtung kommen. Gegen den Wind zu kreuzen ist auf der vor uns liegenden Strecke unmöglich. Wir können nur in einem Winkel von 50° nach steuerbord oder backbord am Wind segeln. Die Fahrwasser nach Stralsund verlaufen aber genau innerhalb der 100° des nicht segelbaren Windwinkels. Zum Trost herrscht heute Flaute, da schmerzt es nicht so sehr die Strecke unter Maschine zurück zu legen. Die 17 Seemeilen liegen schnell im Kielwasser, besonders aufregend ist die Fahrt nicht. Schon früh zeichnen sich die ersten Konturen der Stadt am Horizont ab. Die große Halle der ehemaligen Volkswerft lässt eher auf einen Industriestandort schließen als auf eine Altstadt die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Der Anblick ändert sich aber zum Positiven je näher wir kommen. Einzig das weiße unförmige Gebäude des Ozeaneum verunstaltet den Anblick aus dieser Perspektive. Der Yachthafen ist einfach anzulaufen und gegen Mittag stehen noch genügend Liegeplätze zur Auswahl. Wir machen am Steg neben einer norwegischen Segelyacht fest. Im Gespräch mit den Eignern erfahren wir, dass sie ihre Yacht gerade erst bei Hanse Yacht in Greifswald gekauft haben und jetzt auf dem Rückweg nach Bergen sind. Da werden sofort tolle Erinnerungen an unsere Norwegen Reise 2022 wach. Bergen ist eine tolle Stadt in atemberaubender Umgebung, die wir sicher nochmal besuchen werden. Jetzt steht aber erstmal die Erkundung unseres Heimatlandes an und wir sind gespannt auf Stralsund. So begeben wir uns auch direkt auf Landgang in die Altstadt. Die alten Gebäude und Kirchen sind aus Backstein, die Gassen dazwischen haben Kopfsteinpflaster. Auf dem alten Marktplatz vor dem historischen Rathaus befinden sich einige Restaurants und Kneipen. Hier wird deutlich wie wohlhabend diese alte Hansestadt früher gewesen sein muss. Der lärmende und zum Teil auffällig tätowierte Teil der jungen Menschen, die wir heute zu sehen bekommen, erweckt nicht den Eindruck dies eines Tages fortzuführen. Die nächsten Tage gibt es hier noch viel zu erkunden. Im Hafen liegt die Gorch Fock 1 und kann besichtigt werden, der Kirchturm der St. Marienkirche muss bestiegen werden und Schießtraining steht auch noch an. Wir wissen aber jetzt schon, dass wir uns nicht zu lange in der Stadt aufhalten wollen. Ein paar Tage sind ok, danach soll es wieder in die Natur gehen.