29.06.2023 GRINDA, HEMVIKEN

Irgendwie schaffen wir es bei unserer Routenplanung immer wieder die absoluten „Hot-Spots“ anhand der Seekarte zu finden. Dieser Hafen, den wir für das freitägliche Boat Office ausgesucht hatten, ist innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Mittlerweile sind wir in der Hochsaison und die Schweden machen Sommerurlaub. Verständlicherweise verbringen diesen viele in den Schären. Die Insel GRINDA ist ein beliebtes Urlaubsziel mit kleinem Fähranleger, kleinem Yachthafen, Zeltplatz, Restaurants und einem Hotel. Dennoch geht es hier gemütlich zu und ist nicht zu vergleichen mit dem Trubel in Stockholm. Hier bietet es sich an, mal wieder unser Dinghy ins Wasser zu lassen. An Ankerplätzen inmitten der Natur haben wir doch ein schlechtes Gewissen, um nur zum Spaß durch die friedlichen Buchten zu heizen und dabei deren Idylle zu zerstören. Hier fällt das nicht auf, da von hier aus auch Touren mit Speedbooten in die Schären starten. Es macht wirklich Spaß (Dirk mehr als Simone) mit unserem übermotorisierten Dinghy durch die Bucht zu düsen. Das 2,6m lange Festrumpf-Schlauchboot kommt, angeschoben mit von einem 15PS Außenborder, schnell ins Gleiten und macht ordentlich Geschwindigkeit. Es komplett auszufahren hat sich bislang noch keiner von uns getraut. Hier werden wir ein paar Tage verbringen, um dann noch vor dem vorhergesagten Schlechtwetter der nächsten Woche nach VAXHOLMEN zu segeln.





28.06.2023 GRÄNHOLMEN, Ankerbucht 59°24′.9 N 018°39′.8 E

Radengel – Rumpel – Klöter, machte es als wir im engen Fahrwasser zwischen zwei Schären Grundberührung hatten. Wir fuhren mit etwa 5 Knoten entlang der vorgegebenen Route und hätten nach Seekarte noch 40cm Wasser unterm Schwert haben müssen. Glücklicherweise ist Germane „geländegängig“ und solide aus Stahl gebaut. Ein weiterer Vorteil ist der variable Tiefgang dank Schwert-Hydraulik. Diese erlaubt uns das Schwert hochzupumpen und den Tiefgang von 2,2 auf 1,4m zu verringern. Stößt das Schwert gegen ein Hindernis, wie hier geschehen, öffnet ein Überdruckventil und das Schwert klappt nach oben. Kein schönes Geräusch, aber gut zu wissen, dass wir keine strukturellen Schäden davon gezogen haben können. Bei einer GFK Yacht mit festem Ballast Kiel wäre dies anders ausgegangen. Der Schreck war dennoch groß und wir pumpen das Schwert komplett hoch, da wir die letzten Meilen ohnehin nicht segeln können. Belohnt werden wir ein paar Seemeilen weiter mit einer schönen Bucht, die wir uns zuvor aus der Seekarte ausgesucht hatten. Sie entspricht der Beschreibung aus dem Hafenführer und es gibt sogar noch freie Anlegeplätze am Vereinssteg. Viele Schweden sind über Vereine organisiert, die kleine Naturhäfen betreiben. Die Liegeplätze sind für die Mitglieder reserviert, bei freien Kapazitäten sind Gastlieger gegen Zahlung einer kleinen Spende willkommen. Angelegt wird mit Heckanker und Bug zum Steg. Hört sich einfach an, ist es sicherlich auch wenn der Heckanker hält. Bei unserm Manöver findet der Heckanker keinen Halt und wir treiben, bedingt durch Seitenwind, quer zum Steg. Na Prima, die Wassertiefe nimmt zum Steg hin deutlich ab, hinzu kommt noch die Ankerleine die wir im Bereich des Propellers hinter uns her ziehen. Mit viel Ruhe und gespielter Gelassenheit ziehen wir zunächst den Heckanker an Bord, um uns danach wieder Rückwärts in tieferes Wasser zu manövrieren. Für das nächste Anlegermanöver nutzen wir eine der dafür vorgesehenen Heckbojen und sind kurz danach, mit dem Bug voraus, am Steg fest. Diese Naturhäfen sind mit viel Mühe und handwerklichen Geschick in die Schären gebaut. Bedenkt man, dass sämtliches Material auf dem Wasser transportiert werden musste, freut man sich um so mehr hier festmachen zu dürfen. Wir verbringen den Rest des Tages mit Inselerkundung, Schwimmen und Karten spielen. Morgen soll es weiter gehen.




26.06.2023 STOCKHOLM immer noch im Wasahamn

Wir sind uns beide einig! Stockholm ist eine der schönsten Städte die wir bislang bereist haben. Viele prächtige alte Bauten reihen sich aneinander und trotzdem macht die Stadt einen modernen Eindruck. Es ist offensichtlich, dass es hier innerhalb der letzten 500 Jahre keine kriegsbedingten Zerstörungen gegeben hat. Auf den Wasserflächen herrscht viel Verkehr, die Fähren sind hier ein gängiges Verkehrsmittel. Alles ist sauber und gepflegt, die Leute machen insgesamt einen zufriedenen Eindruck. Es kommt uns zumindest so vor, als laufe es hier weniger hektisch ab als in deutschen Großstädten. Wir nehmen uns die Zeit, um Stockholm ausgiebig zu Fuß zu erkunden. Neben dem Kulturellen gehört für uns auch der Besuch des örtlichen Hard Rock Cafés dazu. Nach einem Burger bei guter Musik geht’s weiter in die Altstadt und wir trödeln stundenlang durch enge Gassen, vorbei an unzähligen Souvenirshops und kleinen Cafés. Ebenfalls Interessant ist der Besuch des Vasamuseums am nächsten Tag. Die VASA war ein schwedisches Kriegsschiff, welches 1628 auf ihrer Jungfernfahrt aufgrund konstruktiver Instabilität sank (der König wollte angeblich ein weiteres Kanonendeck :-)). 1961 wurde das Schiff geborgen und über Jahre hinweg Maßnahmen zur Konservierung unterzogen. Das Museum ist klimatisiert, um das richtige Klima zum Erhalt des Schiffs sicherzustellen. Auch wenn es sich hierbei nicht um eine Erfolgsgeschichte schwedischer Bootsbaukunst handelt, ist die Ausstellung hoch interessant. Leider ist das Museum etwas überlaufen. Dies mag an den hohen Temperaturen außerhalb liegen oder dem heutigen Mittsommerfest geschuldet zu sein. Mittsommer feiern die Schweden im Familienkreis, von großen Veranstaltungen bekommen wir eher wenig mit. Kneipen und Restaurants sind gut gefüllt und die Stimmung ist friedlich und ausgelassen. Der nächste Tag wird leider durch ein tragisches Unglück überschattet, welches sich unweit unseres Liegeplatzes in einem Freizeitpark ereignet. Bei einer Achterbahn entgleist einer der Wagen und die Insassen stürzen in die Tiefe. Später ist die Rede von einem Toten und mehreren Schwerverletzten. Schwedische Freunde erzählen uns beim Mittagessen, dass sie beim Anblick der Rettungskräfte Angst hatten, dass es zu einer weiteren Schießerei zwischen rivalisierenden Clans gekommen sei. Im weiteren Austausch mit unseren schwedischen Freunden wird uns deutlich wie allgegenwärtig die Probleme dieser Zeit auch hier in Schweden sind. Unabhängig davon werden wir unsere weitere Reise genießen und am Mittwoch dem nächsten Ziel entgegen segeln.







21.06.2023, STOCKHOLM, Wasahamn

Gutes Wetter mit ausreichend Wind, um gerade noch 4 Knoten Fahrt unter Segeln zu machen, hat uns den ursprünglichen Plan verwerfen lassen in zwei Schlägen nach Stockholm zu segeln. Die Strecke führt wieder entlang unzähliger Schären und durch enge Fahrwasser. Ab und zu schläft der Wind ein und der Diesel muss unterstützen, den Großteil der Strecke legen wir aber unter Segeln zurück. Die Wasserflächen werden voller je weiter wir uns Stockholm nähern. Einige entgegenkommende Segelyachten kreuzen im Fahrwasser auf und leistungsstärkere Motorboote fahren im Slalom um uns segelnde Hindernisse herum. In der Schifffahrt gibt es keine Vorfahrt wie auf der Straße, hier gibt es Kurshaltepflicht, Ausweichpflicht, gute Seemannschaft und das Manöver des letzten Augenblicks. Oft fährt aber derjenige seinen Kurs weiter, der am längsten die Nerven behält, egal ob Kurshalter oder Ausweichplichtiger. Dank guter Nerven und günstigem Windwinkel nähern wir uns mit recht gerader Kurslinie Stockholm. Wir staunen schon bei der Zufahrt über den Anblick dieser Stadt. Stockholm erstreckt sich über mehrere Inseln und ist somit auch aus mehreren Richtungen per Schiff erreichbar. Auf den Wasserflächen ist ordentlich Betrieb. Fähren, Kreuzfahrtschiffe und Sportboote bewegen sich von A nach B und wir mittendrin auf dem Weg nach C. Diese Bilder sind mit unser Kameraausrüstung nicht einzufangen, sie geben lediglich einige Impressionen wieder. Neben HAMBURG, AMSTERDAM und LONDON ist dies nun die vierte Metropole die wir auf eigenem Kiel bereisen. Egal ob Groß- oder Kleinstadt, verträumtes Fischerdorf oder einsame Ankerbucht, alle Reiseziele hatten ihren besonderen Charme auch dadurch, dass wir sie auf eigenem Kiel erreicht haben. Gegen 18Uhr machen wir im zentral gelegenen Gästehafen vor dem Vasamuseum fest. Der Hafen selber ist ganz ok und für umgerechnet 30,-€ Liegeld pro Tag sicherlich nicht zu teuer. Hier werden wir die nächsten Tage mit Sightseeing und Museumsbesuchen beschäftigt sein und am Samstag Mittsommer feiern. Wir werden weiter berichten 😉








17.06.2023, NYNÄSHAMN

Ein dicker Fang. Bei der Kontrolle unserer Seewasserfilter staunten wir nicht schlecht. Es wurde ein kleiner Fisch in den Kühlkreislauf unseres Motors gesaugt. Gut, dass wir ein doppeltes System haben und es dadurch zu keiner Unterbrechung der Motorkühlung kam. Immerhin haben wir jetzt unseren ersten Fisch gedieselt. Nach Reinigung der Filter ging es bei wenig Wind weiter und wir konnten gemütlich unserem nächsten Ziel entgegensegeln. Bei 8Knoten Wind macht Germane auf „Am Wind Kurs“ 4,5 Knoten Fahrt durchs Wasser. Diesmal passt sogar unser Timing und der Wind dreht passend zur Kursänderung nach Nordosten mit. Auf den letzten Seemeilen frischt der Wind noch etwas auf, Germane legt sich auf die Seite und nimmt Fahrt auf. So hätte es gerne noch ein paar Meilen weiter gehen können aber als das Fahrwasser zum Hafen in Sicht kommt müssen wir die Segel streichen, um an unseren Liegeplatz zu motoren. Der Hafen macht einen guten Eindruck, alle Versorgungsmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe. Die Hafenpromenade besteht aus mehreren Restaurants, kleinen Läden, Fischbuden und Kneipen. Bei unserer ersten Stadterkundung verhageln wir auch direkt in angenehmer Atmosphäre bei Livemusik. Für die nächsten zwei Office Tage ist der Hafen optimal. Alle Versorgungsmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe und es gibt sogar eine Sauna, deren Benutzung im Hafengeld von 28,-€ beinhaltet ist. Am Mittwoch soll es über eine Ankerbucht in den Schären weiter Richtung Stockholm gehen. Wir müssen unbedingt ins nächste Hard Rock Cafe, um die ranzige Hamburger Skipper Mütze zu ersetzen (meint Simone).




15.06.2023, TROSA 58°53’2“N 017°33’1“E

Die 17 Seemeilen konnten wir bei schwachem Wind größtenteils segeln. Es erstaunt uns immer wieder, dass Germane es trotz seiner 16to Gewicht bei 9 Knoten Wind auf knapp 5 Knoten Fahrt schafft (Natürlich nur auf Am Wind Kurs). Für den Office Tag ist dieser Hafen für unsere weitere Routenplanung nach STOCKHOLM günstig gelegen. Finanziell gesehen ist er dies allerdings nicht. Pro Tag sind 50,-€ fällig, Strom kostet 7,-€ extra. Die Freude über den schönen Liegeplatz am Holzsteg war da schnell vorüber. Mehr Liegegeld haben wir bisher nur in St Katherines Docks in London bezahlt und lagen dort in unmittelbarer Nähe zur Tower Bridge. How ever, it is how it is, wie der Franzose zu sagen pflegt. Der Hafen machte jedenfalls einen guten und einladenden Eindruck als wir einliefen. Er war in der Zufahrt flacher als in der Seekarte angegeben und auf dem Weg zum anvisierten Liegeplatz sind wir trotz eingeholtem Schwert über Schlick gerutscht. Der Ort selber ist aus zahlreichen Inga Lindström Filmen bekannt die hier gedreht wurden. Wir freuen uns mehr über die Liebe der Schweden zu Oldtimern und US Cars. Hier findet gerade ein Treffen dieser Scene statt, bei dem wir viele liebevoll restaurierte Oldtimer bewundern.






14.06.2023, RINGSÖN Ankerbucht 58°43’5“N 017°26’4“E

„Hallo Germane, wir sollen euch von Guido und Ilona grüßen“. So werden wir von zwei Paddlern begrüßt, als wir an einer Mooring-Boje festmachen. Wir kommen schnell mit Eva und Christian ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass die Beiden letztes Jahr mit unseren Bekannten ein Stück gemeinsam gesegelt sind. Sie haben von Ilona erfahren, dass wir auch hier unterwegs sind. Als sie unseren roten Rumpf sahen sind sie kurzerhand zu uns rüber gepaddelt. Schöne kleine Welt der Fahrtensegler. Man kommt schnell ins Gespräch, tauscht Informationen aus und gibt sich wichtige Tipps. So erfahren wir, dass zwei Seemeilen weiter eine viel schönere Bucht ist. Wir überlegen nicht lange, werfen die Leine wieder los und verabreden uns an einem gemeinsamen Ankerplatz. Schon beim Einlaufen sind wir begeistert. Hinter der schmalen Einfahrt öffnet sich eine gut geschützte Bucht, die sich in weitere kleinere Buchten verzweigt. Ein herrliches Fleckchen Natur inmitten der Schärenlandschaft. Unser Anker fällt auf drei Meter Wassertiefe und hält sofort. Er hält sogar so gut, dass Dirk fast über die Reling geht als Simone in gewohnter Weise rückwärts einkuppelt, um den Anker einzufahren. Wir machen unser Dinghy klar und fahren rüber zur SY CHILLY von Eva und Christian. Als wir mit einem Kaffee in der Hand gemütlich beim Klönschnack sitzen läuft eine Yacht unter Segeln in die Bucht ein. Einhandsegler Ulli, mit dem wir bereits in NYKÖPING nette Stunden verbracht haben, zögert nicht lange und fährt unter Segeln ein perfektes Ankermanöver. Wir verabreden einen Grillabend bei uns an Bord und haben einen tollen Abend. Wir lieben diese Art zu reisen. Man verabredet sich und jeder bringt etwas mit. Dadurch kommt eine abwechslungsreiche Mahlzeit zustande ohne das es zulasten der Vorräte Einzelner geht. Am nächsten Morgen schwimmen wir noch eine Runde ums Boot, holen unser Dinghy an Deck und gehen Anker auf. Wir winken uns zum Abschied zu, hoffentlich sehen wir uns irgendwo nochmal.





11.06.2023, NYKÖPING 58°44’3N 017°01’1E

Es geht uns auf der Reise nicht nur um ein weiters Etappenziel sondern auch um die Strecke dorthin. Von unserem, anhand der Seekarte ausgesuchten Ziel OXELÖSUND, wurde uns abgeraten. Wir sollen besser 10 Seemeilen weiter bis nach NYKÖBING segeln. Das er mit diesem Rat Recht behalten sollte zeigte sich spätestens als wir aus dem Schärengürtel herauskamen und auf eine Industriestadt zufuhren. Als krassen Gegensatz zur friedlichen Natur sah man hier schon von weitem die Anlagen eines Stahlwerks. In regelmäßigen Abständen wurden große weiße Rauchwolken frei, die das ohnehin schon abschreckende Bild abrundeten. Diesen Ort wären wir auch ohne den Rat nicht angelaufen. Wir sind froh als die Industrieanlagen außer Sicht sind und wir wieder durch schöne Schärenlandschaft dem Ziel entgegen segeldieseln. Bei nur 10 Knoten Wind unterstützt der Diesel wobei wir 6,5 Knoten Fahrt machen. Erst im engen Fahrwasser zum Hafen nehmen wir das Vorsegel weg und laufen in den großen und wenig besuchten Gästehafen ein. Neben uns liegen hier nur noch vier weitere Yachten. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Hafenpromenade mit Kneipen, Restaurants und einer Eisdiele. Liegegebühren fallen nicht an, sagt uns der Hafenmeister am Telefon. „Feel free to use all our facilites and connect to shore power“ Das hört man doch gerne. In den vorherigen Häfen hatten wir durchschnittlich 24,-€ Liegegeld pro Nacht bezahlt. Strom, Waschmaschine und Duschen kamen extra. Hier gibt es sogar die Sauna für „umme“. Die kleine Stadt macht bei der ersten Erkundung einen guten Eindruck auf uns. Hier sind wir für die nächsten zwei Office-Tage gut aufgehoben, um dann in kleinen Schlägen weiter nach STOCKHOLM zu segeln.





10.06.2023 STUGVIG 58°06`.5N 016°.2E

Unseren ersten „Schärenliegeplatz“ haben wir eher zufällig gefunden. Für unsere weitere Reise hatten wir uns vorgenommen nur noch kürzere Etappen zu segeln. Die Etappenziele suchen wir entsprechend der Entfernung aus der Seekarte heraus. Zu den Office Tagen wollen wir in Häfen liegen, in den Tagen dazwischen ankern. Die Ankerplätze müssen zudem ausreichend geschützt gegen das zu erwartende Wetter sein. Diese Bucht war zur Windseite offen, da aber kein Starkwind vorhergesagt war sind wir sie dennoch angelaufen. Die Seekarte zeigte uns einige Flachwasserbereiche mit 1,5m Wassertiefe an, zum Ufer hin flacher werdend. Das schlimmste Scenario wäre für uns auf Grund zu laufen und mit eigener Kraft nicht wieder frei zu kommen. Von der Nordsee sind wir es gewohnt mit den Gezeiten zu planen, um Wassertiefen zu berechnen. Wenn wir uns dort nicht gerade bei Hochwasser und Springtide festfahren, steigt das Wasser auch wieder, um frei zu kommen. Hier käme in diesem Falle nur der Bergetrupp gegen Bezahlung. In unserem Schraubenwasser sehen wir bereits aufgewühlten Schlamm, somit haben wir kaum noch Wasser unter dem Kiel (Tiefgang Germane 1,4m bei eingeklapptem Schwert). In der Bucht liegen noch zwei weitere kleinere Segelyachten an einem Holzsteg. Einer der Skipper erkennt anhand der zögerlichen Kreise, mit denen wir uns in die Bucht hineintasten, unsere Bedenken. Er steht auf dem noch freien Holzsteg und ruft uns zu, dass die Wassertiefe am Steg 1,5m beträgt. Wenn die für uns ausreichend ist dürfen wir gerne längsseits festmachen. In diesem Fall entfällt das umständliche Gefummel zuerst eine Leinenverbindung mit dem Heck zu einer Boje herzustellen, um danach mit dem Bug an den Steg zu kommen. Wir hätten auch innerhalb der Bucht an einer der Mooring-Bojen festmachen können, hätten dann aber mit unserem Dinghi an Land fahren müssen. Längsseits am Steg festzumachen ist dagegen die Komfortlösung. Wir nehmen allen Mut zusammen, vertrauen auf die Aussage des fremden Skippers und fahren zum Steg. Unser Echolot zeigt 0,0m an, also kein Wasser mehr unterm Kiel. Jetzt hoffen wir, das der Boden aus weichem Schlick besteht und nicht aus Fels. Wir machen längsseits fest und können den Boden sehen. Dies liegt zum Einen am klaren Ostseewasser, zum Anderen aber an der geringen Wassertiefe. Trotzdem schwimmen wir noch frei, ein kleiner Fels hatte dies geändert. Belohnt werden wir mit einem herrlichen Liegeplatz inmitten schöner Natur.





07.06.2023 LOFTAHAMMAR

Entgegen unseres ursprünglichen Plans wurde es heute nur ein kurzer Törn von 18 Meilen gen Norden. Ursprünglich wollten wir bis zum nächsten Boat Office Tag in zwei Schlägen bis kurz unterhalb von STOCKHOLM segeln. Aufgrund der vorhergesagten Wetterverschlechterung haben wir aber davon abgesehen und sind einen kleinen gut geschützten Hafen inmitten der Schären angelaufen. Ein guter Entschluss wie sich herausstellte, denn 12 von 18 Meilen unter Maschine gegen Wind und Welle anzulaufen machte nicht wirklich Spaß. Wir nutzen den nächsten Tag für einen Ausflug mit unserem Dinghy und eröffnen die diesjährige Badesaison. Es macht riesig Spaß, mit unserem 2,6m langen Schlauchboot durch die Bucht zu heizen. Angetrieben von einem 15PS Zweitakter kommen wir schnell ins Gleiten und machen ordentlich Geschwindigkeit. Der Motor ist sicherlich überdimensioniert für das kleine Gummiboot, dafür ist der Spaßfaktor aber um so höher. Glücklicherweise sind wir noch in der Vorsaison und stören niemanden, trotzdem belassen wir es bei einem kurzen Ausflug. Wir genießen den Tag bei feinstem Sonnenschein an einem kleinen Badestrand, den wir ganz für uns allein haben.





05.062023 VÄSTERVIK

Von den insgesamt 55 Seemeilen konnten wir über die Hälfte segeln. Der Wind drehte wie vorhergesagt und frischte bis auf 4 Windstärken auf. Hart am Wind ging es weiter in Richtung der Ostschären, von deren Schönheit uns schon viele vorgeschwärmt hatten. Als erstes Fazit unserer diesjährigen Reise müssen wir feststellen, dass das Wetter hier deutlich stabiler ist. Wir haben in diesen ersten vier Wochen bereits mehr Sonnenstunden und segelbaren Wind gehabt als während unserer sechsmonatigen Norwegenreise im letzten Jahr. Die Landschaft in Schweden ist zwar nicht so spektakulär aber schönes Wetter hat schließlich auch seine Vorzüge. Diese genießen wir am Nachmittag als wir unter Segeln in die Schären bei VÄSTERVIK einlaufen. Nach knapp neun Stunden machen wir im Gästehafen fest und sind gespannt was diese Kleinstadt zu bieten hat.





03.06.2023 SANDVIK, Insel ÖLAND

Da der frühe Vogel bekanntlich den Wurm fängt, haben wir uns morgens um 6Uhr auf den weiteren Weg nach Norden gemacht. Weniger der Wurm als das zu erwartende Wetter hat uns früh aufbrechen lassen. Gegen Mittag sollte der Wind deutlich auffrischen und bis dahin wollten wir mindestens 30 Seemeilen zurückgelegt haben. Anhand der Seekarte haben wir uns einen kleinen Hafen auf der Insel ÖLAND ausgesucht, ohne allzu große Erwartungen an ihn zu stellen. Hauptsache gut geschützt, um den angesagten Wind der nächsten 12 Stunden abzuwettern. Ein deutlicher Vorteil von GERMANE ist, dass wir ein einklappbares Schwert haben. Wir können damit den Tiefgang von 2,2m auf 1,3m verringern und dadurch kleine und verhältnismäßig flache Häfen anlaufen. Die Zufahrt gestaltet sich für uns dennoch recht spannend. Hoffentlich stimmt die Wassertiefe aus der Seekarte oder ob ausreichend Platz vorhanden ist, sind einige der Fragen die uns durch den Kopf gehen. Laufen wir mit unserem 16to Bötchen auf Grund macht es in der Ostsee wenig Sinn auf die nächste Tide zu warten. Im schlimmsten Fall müssten wir dann mit brachialer Gewalt von einem leistungsstarken Boot freigeschleppt werden. Dies ginge auf Material, Geldbeutel und Ego. Glücklicherweise waren diese Sorgen unberechtigt und wir wurden mit einem gemütlichen Liegeplatz innerhalb eines kleinen Hafens mit Kuttercharme belohnt.




01.06.2023 KALMAR

Ein besonderer Tag. Die Skipperin hat heute Geburtstag und den wollten wir nicht auf See verbringen. Das Wetter hätte uns mit viel schneller Luft aus der falschen Richtung ohnehin nicht gut in den Kram gepasst. Wir machen uns einen gemütlichen Tag, schlendern durch die Stadt und besuchen ein weiteres maritimes Museum. Wir sind beeindruckt von der Ausstellung um die Geschichte der KRONAN. Ein Schwedisches Kriegsschiff, dass aufgrund eines falschen Segelmanövers 1676 während einer Seeschlacht vor ÖLAND gesunken ist. Das Wrack liegt nur 6 Meilen vor der Küste entfernt in 30m Tiefe. Seit 1980 wurden von Meeresarchäologen unzählige Gegenstände zurück an die Oberfläche geholt und konserviert. Für uns in vielerlei Hinsicht interessant, da wir während unserer Zeit in den Niederlanden Mitglieder in der „Wrakduikvereiniging Sirene“ waren. Dieser Tauchverein hat 1970 das Wrack der DELFT entdeckt. Diese wurde in einer Seeschlacht mit den Engländern am 03.10.1652 ca. 30 Meilen vor ROTTERDAM versenkt. Wir durften selber das Wrack der DELFT betauchen und haben daher einen besonderen Bezug zur Geschichte solcher Wracks.



